Der Schweizer Medienminister Moritz Leuenberger hat am Radioday vom Donnerstag in Zürich zwar die Katze betreffend Vergabe der umstrittenen Konzessionen für Lokalradios und Privatfernsehstationen nicht aus dem Sack gelassen, dafür aber kritische Töne zu ebendiesen Konzessionen verlauten lassen. «Vom Schulfunk zum Privatsender», so der Titel seines Referats, sei die Entwicklung in den vergangenen 50 Jahren gegangen, und heute sei die Entwicklung wieder am Ausgangspunkt: «Die meisten Lokalradios produzieren artige Mehrheitsprogramme, vom Musikcomputer durchkonfektioniert», heisst es wörtlich in seinem Manuskript. Und weiter im selben Ton: «In der Hoffnung auf potenzielle Gebührensplittinggelder unterwerfen sich heute alle freiwillig der Kontrolle des Staates.»
«Lokalradios, welche Gebührengelder bekommen und das Privileg haben, ein knappes Gut, nämlich Frequenzen zu nutzen, müssen einen regionalen Service public erbringen», sagte Leuenberger mit selbstkritischem Unterton und beklagte mangelnde Vielfalt. «Radio muss eine Seele haben», verlangte er und rief die Sender auf, eine «Erneuerung von innen» anzustossen «Ich wünsche mir den frischen, flexiblen und frechen Geist der Piratenzeit zurück», sagte er an die Adresse der Senderverantwortlichen. «Ich wünsche Ihnen diese Kraft trotz der Millionen, die ich Ihnen demnächst verteile», formulierte er die bevorstehende Vergabe der Gebührengelder.
Donnerstag
11.09.2008