Eine unabhängige, aus Wissenschaftlern und Journalisten zusammengesetzte Medienkommission wird das Fernsehduell der Kanzlerkandidaten beobachten und Empfehlungen für zukünftige Duelle aussprechen. Die Berufung der Kommission folge dem Vorbild aus den USA, wo eine «Commission on Presidential Debates» die Regeln der Diskussion überprüfe und debattiere, sagt der Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister, Direktor des neuen Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) am Montag in Berlin. Kooperationspartner sind «Die Zeit» und der Deutschlandfunk. Die Kommission wird das TV-Duell in Berlin live verfolgen. Die anschliessende Diskussion werde am Sonntag im Deutschlandfunk übertragen. Die Kommissionsmitglieder sind Tina Hildebrandt («Die Zeit»), Bernd Gäbler (der ehemalige Leiter des Grimme-Instituts), Richard Meng («Frankfurter Rundschau»), Claus Leggewie (Professor für Politikwissenschaft, Universität Giessen) und Hachmeister.
Hachmeister, Gäbler und Leggewie gehörten bereits 2002 einer Kommission an, die nach den Fernsehdebatten zwischen Kanzler Schröder und seinem damaligen Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) Änderungen vorschlug. Sie analysierten damals, dass die Duelle dem breiten Publikum das Modell eines «Präsidialkanzlers» vorführen und ein falsches Bild von der Verfassungswirklichkeit vermitteln würden. Einfluss auf das neue Duell nahm die Kommission nicht, denn die Sender haben ihre eigene Haltung zu dem Gremium: «Ein medialer Gag», sagt N24-Chefredakteur Peter Limbourg, auch für Sat.1 zuständig. In den USA gibt es die «Commission on Presidential Debates» seit 1987. Sie legt die Regeln fest, um die politische Balance der Streitgespräche zu gewährleisten. Fernsehduelle gibt es in den USA seit dem Wahlkampf Kennedy gegen Nixon (1960).
Montag
05.09.2005