Städte stecken voller kommunikativer politischer Botschaften. Und Medien, deren Verbreitungsgebiet sich mit Landkreisen decken, lösen etwas aus. Diese Erkenntnisse belegen publizistikwissenschaftliche Studien, die in Berlin präsentiert wurden. Roger Blum berichtet für den Klein Report.
Wie viele mediale politische Botschaften lauern in der Stadt? Professor Carsten Wünsch und Cordula Nitsch von der Universität Düsseldorf berichteten an der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) in Berlin über ein Experiment in vier deutschen Städten. Die Forscher wanderten auf einer vorher festgelegten Route durch Augsburg, Düsseldorf, Köln und Leipzig und erfassten alle medialen Botschaften, die sie unterwegs antrafen, also beispielsweise Zeitungsaushänge, Kleinplakate, Graffitis, Infoscreens. Sie fanden so 245 politische Botschaften, auf jeden Wegkilometer zwischen fünf und zwölf. 43 Prozent davon waren journalistische Botschaften, 28 Prozent betrafen Mitteilungen und Veranstaltungsankündigungen, 17 Prozent stellten politisch-ideologische Positionsbezüge dar, zwölf Prozent waren Stadtinformationen. Bei 38 Prozent der Botschaften war der Politikbezug hoch, bei 44 Prozent mittel. Die Forscher stellten fest, dass im öffentlichen städtischen Raum eine beträchtliche Zahl politischer Botschaften anzutreffen ist; allerdings waren in ihrer Pilotstudie 24 Prozent davon visuell schlecht wahrnehmbar. Nicht untersucht wurde, ob die Botschaften bei der Bevölkerung etwas bewirken.
Professor Frank Marcinkowski von der Universität Münster und Christian Strippel von der Freien Universität Berlin untersuchten, welche Effekte von Zeitungen ausgehen, deren Verbreitungsgebiete sich mit den Landkreisen exakt oder teilweise decken. Sie bezogen alle 301 Landkreise und sämtliche 111 kreisfreien Städte Deutschlands in ihre Untersuchung ein. Dabei stellten sie fest, dass die beiden Räume sich in 78 Prozent der Landkreise und in 63 Prozent der Städte genau decken. Mehrheitlich herrscht also Kongruenz. Und der Befund der Studie ist, dass bei starker Kongruenz jeweils auch die Wahlbeteiligung hoch ist und dass vor allem die Politiker auf Kritik in der Zeitung direkt reagieren. Die starke geografische Verbundenheit zwischen Presse und Gebietskörperschaft hat also durchaus Wirkungen.