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Dienstag
08.08.2017

Medien / Publizistik

«Ketschup» gilt ab sofort wieder als falsch

«Ketschup» gilt ab sofort wieder als falsch

Der Polizist der deutschen Hochsprache führt neu «Fake News», «Lügenpresse» und «Livestream» in seinem Vokabular. Die Liste der 5000 neuen Duden-Wörter zeigt, wie die aktuelle Mediendebatte und Mediennutzung die deutsche Sprache verändern.

Besonders die Entwicklungen in Technik, Mode, Sport und Politik spiegelten sich in den Neologismen wieder, schrieb die Duden-Redaktion am Sonntagabend. Beim Blick auf die Liste sticht aber vor allem eines ins Auge: Die Neuheiten in der Mediennutzung und die Gepflogenheiten der aktuellen Mediendebatte haben besonders deutlich zu Buche geschlagen. Da firmieren zum Beispiel «postfaktisch», «tindern», «Klickzahl» unter den Neulingen, neben «Emoji», «Kopfkino», «Social Bot» oder «Darknet».

Bei der Lektüre der neuen Worte scheint es fast so, als ob die Arbeit des Mannheimer Rechtschreibrats vor allem darin besteht, das Unvermeidliche zur Regel zu erklären, sprich: «Neudeutsche» Worte, die schon in aller Munde sind, nachträglich zu erlauben.

Dabei geht das Gremium auch den umgekehrten Weg und hebt einmal beschlossene Schreibregeln wieder auf: «Ketschup» gilt ab sofort wieder als Fehler. Mit solchen Schreibregelungen versuchen die Sprachwächter, Anleihen bei Fremdsprachen dem Deutschen anzuverwandeln. Ob tatsächlich je jemand den Namen der roten Fast-Food-Sauce, sorry: Schnellimbiss-Sosse, auf diese sonderbare Weise geschrieben hat, ist unbekannt.

«Der Wortschatz hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt», kommentierte die Duden-Redaktion fast pleonastisch die Neuauflage des Standardwerks. Total sind in der 27. Auflage 5000 neue Wörter gelistet. Der offizielle Wortschatz des Deutschen ist damit auf insgesamt 145 000 Vokabeln angewachsen. 1264 Seiten dick ist der Rechtschreibduden inzwischen, der «umfangreichste, den es je gab».

Auch Jan Böhmermanns Türkei-Connection und der Medienwirbel darum herum haben ihre sprachlichen Spuren hinterlassen: «Schmähgedicht» gilt ab diesem Mittwoch als amtlich abgesegnetes Wort der deutschen Hochsprache.