«Keinerlei inhaltliche Eigenleistung der Medien» seien in gut der Hälfte der tagesaktuellen Berichterstattung über Medienkonferenzen kantonaler Behörden zu erkennen gewesen. Dies hat eine Studie der Medienforschungsfirma Publicom ergeben, die der Frage nachging, wie stark Medien und Public Relations miteinander verwoben sind. Die Autoren der vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) geförderten Studie rechnen mit einer weiteren Verschiebung der Stärkeverhältnisse zu Gunsten der PR. Die oft als Medienfunktion proklamierte Kommentierungsleistung bleibe in den elektronischen Medien weitgehend auf der Strecke und werde noch am ehesten in den Zeitungen gepflegt.
Während eines Zeitraums von zwei Monaten hatte das Projektteam Medienkonferenzen der kantonalen Behörden in den Kantonen Zürich und St. Gallen beobachtet und die redaktionellen Beiträge regionaler Radio- und TV-Programme sowie Regionaljournale von Radio DRS und führender regionaler Online-Portale inhaltsanalytisch untersucht. Als Referenzmedien wurden zwei regionale Tageszeitungen berücksichtigt. Die als Input/Output-Analyse angelegte Untersuchung habe nur eine geringe inhaltliche Eigenleistung der tagesaktuellen Medien ergeben. Von den Medienstellen der kantonalen Behörden abgegebene Texte würden «mehrheitlich unverändert oder lediglich in gekürzter Fassung an die Öffentlichkeit» gelangen, schreiben die Autoren der Studie. Nachrecherchen seien selten. Selektion und Reduktion stellen die Hauptfunktion des Mediensystems dar.
Andererseits verdunkeln die Medien ihrem Publikum die Einsicht in die Entstehungszusammenhänge der Berichterstattung. Dass die Informationen im Rahmen einer Medienkonferenz vermittelt wurden, kommt nur in jedem fünften Beitrag zum Ausdruck, und in jedem vierten bleibt die Quelle der Information, die kantonale Behörde bzw. deren Repräsentanten, sogar völlig im Dunkeln.
Im Weiteren habe sich ergeben, dass die Medien in einem Punkt von der Selbstdarstellung der Behörden abweichen: Sie stellen das politische Geschehen in den Kantonen als wesentlich konfliktreicher dar. Mit der Akzentuierung von Konflikten tragen sie zu einer Emotionalisierung des Politgeschehens bei - wohl um dadurch die Beachtungschancen im Publikum zu erhöhen.
Freitag
26.01.2007