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Mittwoch
02.11.2005

Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat bei ihren Ermittlungen zu mutmasslichem Schwarzgeld der Berlusconi-Gruppe Mediaset 11 neue Konten gefunden, 10 davon in der Schweiz. Bern hat nach eigener Untersuchung 3 Mio. Franken gesperrt. Die Bundesanwaltschaft bestätigte am Mittwoch die in verschiedenen italienischen Medien publizierten Informationen über die Existenz der Konten. Die Bedeutung der in der Schweiz deponierten Gelder war bislang nicht bekannt. Gemäss der italienischen Tageszeitung «La Repubblica» nahmen die Mailänder Ermittler Kontakt zu ihren Kollegen in Bern auf, um die Personen aufzuspüren, welche die Bankkonten eröffnet hatten. Das 11. Konto soll sich nach den Zeitungsberichten im Fürstentum Liechtenstein befinden.

In einer Mitteilung, welche Mediaset am Dienstagabend veröffentlicht hatte, wurde jegliche Verbindung mit den verdächtigen Konten verneint. Gegenüber der Nachrichtenagentur SDA präzisierte der Mailänder Staatsanwalt Fabio De Pasquale, dass sich die lombardische Staatsanwaltschaft seit Mai 2002 mit etwa 20 Rechtshilfegesuchen an die Bundesanwaltschaft gewandt hatte. Fast allen sei Folge geleistet worden, ergänzte er, einigen mit dem Einverständnis der involvierten Parteien, anderen nach Entscheiden des Bundesgerichts.

Bei der Affäre Mediaset geht es um mutmassliche fiktive Käufe und Verkäufe von TV-Rechten in den Vereinigten Staaten, welche das private Medienunternehmen getätigt haben soll. Mediaset wird von Fininvest der Berlusconi-Familie kontrolliert. Gemäss De Pasquale konnten mit diesen Operationen wichtige Schwarzgeldkonten im Ausland geäufnet werden. Der Staatsanwalt spricht von einer Summe von 170 Mio. Dollar zwischen 1988 und 1999.

Im Rahmen dieser Affäre sperrte die Schweizer Justiz 12 andere Konten, darunter 5, die dem kalifornischen Filmprodizenten Farouk Agrama gehören. Gemäss dem «Corriere della Sera» befinden sich auf diesen 5 Konten 140 Mio. Franken. Indirekt bestätigt die Bundesanwaltschaft diesen Betrag. Es handle es sich um Gelder «in der Grössenordnung wie sie in der italienischen Presse erwähnt werden», erklärte der Pressedienst der Bundesanwaltschaft. Die Bundesantwaltschaft führte überdies nicht bloss die italienischen Rechtshilfebegehren aus. Am 3. Oktober wurde eine eigene Untersuchung wegen Geldwäscherei eröffnet, die zur Blockierung von 3 Mio. Franken geführt habe, hiess es weiter. Siehe auch: Schweizer Justiz blockiert 140 Millionen in Mediaset-Schwarzgeldaffäre