Für das Privatarchiv des ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King hat sich wenige Tage vor der Auktion ein Käufer gefunden. Demnach erwarb das Morehouse College, an dem King einst studiert hatte, die historische Sammlung für einen nicht genannten Preis. Das New Yorker Auktionshaus Sotheby`s teilte am Samstag mit, dass es die für den kommenden Freitag (30. Juni) geplante Versteigerung gestrichen habe. Das College will die 10 000 Manuskripte und Bücher, darunter 7000 von Hand geschriebene Schriftstücke, bis zum Donnerstag ausgestellt lassen.
Atlantas Bürgermeisterin Shirley Franklin begrüsste den Erwerb der Sammlung durch Morehouse mit den Worten: «Es ist grossartig, dass Atlanta seine eigene Geschichte umarmt.» Sotheby`s Vizevorsitzender David Redden fügte hinzu, das Auktionshaus sei «begeistert, dass die Dokumente eines der grössten Führers der Welt in die Stadt gehen, die King seine Heimat nannte». Der Sohn des Bürgerrechtlers, Dexter King, äusserte die Überzeugung, dass auch seine erst kürzlich gestorbene Mutter, Coretta King, diesen Ausgang begrüssen würde. Sotheby`s hatte sich seit Jahren bemüht, das Privatarchiv an eine Universität oder ein anderes historisches Institut zu verkaufen.
Mehrere Interessenten schreckten jedoch vor den Auflagen von Kings Erben zurück, die Sammlung zwar ausstellen und einsehen, aber nicht schriftlich auswerten zu dürfen. Danach behalten Kings Erben das Copyright über alle 10 000 Dokumente in ihrer Hand. Der Wert der Sammlung wurde von Sotheby`s auf 15 bis 30 Millionen Dollar geschätzt. Sotheby`s nennt sie «das wichtigste amerikanische Archiv des 20. Jahrhunderts in Privathand».
Zu dem Nachlass gehören Predigten, Gebete und Aufzeichnungen aus der politisch aktiven Zeit Kings zwischen 1948 und seiner Ermordung 1968. Als besonders interessant gelten ein Religionsaufsatz, den er als 17-Jähriger zu Papier brachte, sowie seine Reaktion auf die Ermordung von Präsident John F. Kennedy 1963: «Wir stehen alle unter Schock.» Auch ein Entwurf für seine grösste Rede - «I have a dream» - ist in dem Archiv enthalten, ebenso wie das Manuskript für seine Dankesrede bei der Verleihung des Friedensnobelpreises 1964 in Oslo.
Sonntag
25.06.2006