Der wegen des Verkaufs des Berliner Verlags als «Heuschrecken-Fütterer» gescholtene Stuttgarter Holtzbrinck-Verlag und sein CEO Michael Grabner haben Sukkurs von Tamedia-CEO Martin Kall bekommen. An den Münchner Medientagen sagte Kall laut einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) vom Freitag, die Ablehnung ausländischer Käufer im deutschen Zeitungsgeschäft setze international ein fatales Zeichen. Prügel bezog Holtzbrincks CEO vor allem von Gewerkschaftern, Journalistenverbänden, aber auch von Literaturnobelpreisträger Günter Grass für den Verkauf der «Berliner Zeitung» an ausländische Finanzinvestoren. Allerdings hatten die Stuttgarter Medienunternehmer von eben dieser Seite auch keinen Sukkurs erhalten, als sie das notorisch defizitäre Hauptstadtblatt «Tagesspiegel» mit dem «Ossi»-Blatt «Berliner Zeitung» verschmelzen wollten. So sah das auch der Chefredaktor der «Süddeutschen Zeitung», Hans-Werner Kilz. Er kritisierte, dass es «keinen Sinn» mache, deutschen Verlegern die Betätigung am Markt zu verbieten und die Ausländer reinzulassen. Mittlerweile hat sich Grabner von den Politikern abgewendet, nachdem selbst Wirtschaftsminister Wolfgang Clement eine Sondergenehmigung für die Fusion verweigerte. Auf die Frage, ob Grabner vor dem Verkauf des Verlags sowohl Angela Merkel als auch Gerhard Schröder informiert hätte, antwortete dieser laut FAZ so knapp wie eindeutig: «Ich wüsste nicht, warum.»
Samstag
29.10.2005