Content:

Sonntag
12.10.2003

In der hauseigenen «SonntagsZeitung» gab Tamedia-Chef Martin Kall einige kurze Einschätzungen zum neuen Sparpaket, zum Flaggschiff «Tages-Anzeiger», zur Beteiligung an «20 Minuten» und den Lohnkürzungen in der Geschäftsleitung.

Kall zum erneuten Sparpaket:
«Die Restrukturierungen müssen in diesem Jahr zu Ende gehen. Es ist ganz schlecht, wenn eine Firma nur noch mit sich selbst beschäftigt ist.»
«... Die Mitbewerber sehen aber, dass wir es mit unserer Strategie ernst meinen, wenn wir die strategischen Beteiligungen verkaufen. Und sie können davon ausgehen, dass weitere Schritte folgen.»
«Die Prioritäten setzen wir bei jenen Bereichen, die noch nie erfolgreich waren. ...»
«... Die Frage ist: Wie gelingt es uns, betriebswirtschaftlich sinnvoll grössere Einheiten zu schaffen, ohne dass der Leser einen Qualitätsabbau spürt?»
«... Deshalb war die Berufsgruppe der Journalisten in unserem Unternehmen bisher am wenigsten von den Einsparungen betroffen.»

Kall zum Sparen in der Geschäftsleitung:
«Für das Jahr 2004 verzichten alle Verwaltungsräte und ich freiwillig auf einen Teil des Grundgehalts, weil wir es wichtig finden, dass wir Sensibilität zeigen und einen persönlichen Beitrag leisten.» Anschlussfrage der «SonntagsZeitung»: Das bedeutet doch nur die Rückkehr zu normalen Verhältnissen: Eine Umfrage der «SonntagsZeitung» für 2001 ergab, dass die Durchschnittslöhne der Tamedia-Geschäftsleitung 15-mal höher waren als jene der Mitarbeitenden. Die Tamedia stand damit weit oben in der Lohnscheren-Rangliste. Dazu Kall: «Diese Zahlen aus dem Jahre 2001 widerspiegeln die Hochkonjunktur. In den Jahren 2002 und 2003 gingen sie deutlich zurück. Und sie sinken weiter. Unter den Zürcher Medienunternehmen sind wir nun durchaus vergleichbar.»

Kall zum Flaggschiff «Tages-Anzeiger»:
«... Es gibt keine Zeitung in der Schweiz, die einen grösseren Umsatz hat. Es gibt nur in wenigen Ländern einen Titel, dessen verkaufte Auflage so dicht beim Boulevardtitel ist. Bei Dingen, die sehr erfolgreich sind, überlegt man sich länger, was man tut. Der Tagi ist das allerwichtigste Medium des Hauses.»
«Es geht beim Tages-Anzeiger nicht nur um Kosten und Zahlen, sondern um eine Positionierungsfrage. Eine Tageszeitung darf nicht ständig geändert werden. Wir werden deshalb nicht überstürzt entscheiden, immerhin weist der Tages-Anzeiger zum ersten Mal in vier Jahren gestiegene Leserzahlen aus.»
«Das Zeitungsgeschäft ist das grosse Standbein und der Tages-Anzeiger in diesem Bereich der wichtigste Titel ... Wir haben den Anspruch, mit dem Tages-Anzeiger eine führende Stimme dieses Landes zu verlegen.»
«... Beim Facts ist es der Herbst, beim Tages-Anzeiger das vierte Quartal, (das die Entscheidung bringt.»

Kall zur Beteiligung an «20 Minuten»:
«Ich gehe davon aus, dass es im nächsten Jahr nachhaltig so weit sein wird (dass 20 Minuten rentabel ist).»
«Bei dem überwältigenden Lesererfolg von 20 Minuten machen wir uns natürlich Gedanken über eine Expansion. Zuerst muss der Erfolg im Lesermarkt in einen wirtschaftlichen Erfolg umgesetzt werden. Wir überlegen uns mit den Mehrheitsaktionären von 20 Minuten das weitere Vorgehen.» Mehr dazu: Sparprogramm: Tamedia baut über 100 Stellen ab ; Tamedia: Organisatorische Änderungen wegen Sparprogramm und Tamedia-Tochter hat 49,5% der 20 Minuten AG übernommen ...alles weitere zu Tamedia im Archiv