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Donnerstag
21.06.2012

Mit einem «Marketingrappen» wollen private Radiostationen und die Werbevermarkterin Goldbach in den kommenden Jahren Marketingaktivitäten für die Gattung Privatradio finanzieren. Der Klein Report hat bei verschiedenen beteiligten Sendern nachgefragt, wieso sich die Radios zur Teilnahme entschlossen haben und was sie sich vom Projekt für ihr Medium erhoffen.

«Gattungsmarketing ist für die Radiobranche wichtig. Man muss die Vorzüge der Radiowerbung immer wieder herausstreichen und bekannt machen», erklärte Peter Scheurer, Geschäftsführer von Capital FM, gegenüber dem Klein Report. «Dies gemeinsam mit der ganzen Branche und dem führenden Vermittler zu tun, macht absolut Sinn und ballt die grössten Kräfte.»

Günter Heuberger von Radio Top meinte auf Nachfrage des Klein Reports: «Radio Top hat die Vereinbarung unterschrieben, weil wir die Stärkung der Gattung `Privatradio` auf diesem Weg als erfolgversprechend erachten.» Die ersten Effekte erwartet Radio Top gemäss Heuberger «schon im zweiten Halbjahr 2012».

Zurückhaltender gab sich in diesem Punkt Peter Scheurer. Den Marketingrappen versteht der Capital-FM-Chef als Langzeitinvestition: «Es ist nicht möglich, erste Marketingbestrebungen gleich in signifikante Mehrumsätze umzuwandeln», erklärte er. Fortschritte müssten sich in «den nächsten drei bis fünf Jahren abzeichnen», denn diese Zeit brauche es, «um auch Erfolge oder Misserfolge durch das wirtschaftliche Umfeld ausklammern zu können».

Ähnlich klang es bei Giuseppe Scaglione, Geschäftsführer von Radio 105. Sein Sender beteiligt sich am Projekt, «weil auch wir unseren Beitrag dazu leisten möchten, die Mediengattung Radio weiterzuentwickeln». Das Ziel sei es, «den Anteil der Privatradios am Werbemarkt nachhaltig zu steigern». Konkret soll nach Scagliones Ansicht ein professionelles Gattungsmarketing betrieben werden, «was dann wiederum dazu führen soll, dass neue Kunden für das Medium Radio zu begeistern sind».

Gefragt nach der erwarteten Steigerung bei den Radios bezüglich des Werbemarkts, sagte Scaglione gegenüber dem Klein Report: «Ich kann da keine konkrete Zahl nennen. Wenn wir aber sehen, dass sich der Anteil der Privatradios am Gesamtwerbekuchen bei lediglich drei bis vier Prozent bewegt, ist da nach oben noch ziemlich Luft drin.» Es gebe nach wie vor Mediaagenturen oder Kunden, die die Vorteile des Privatradios noch zu wenig zu nutzen wüssten, auch hier könne gutes Gattungsmarketing helfen, so Scalgione.

In der ungleichen Zusammensetzung der Kommission, die über den Einsatz der Mittel entscheidet - drei Vertreter von Goldbach, zwei vom Verband der Schweizer Privatradios VSP -, sehen weder Scheurer noch Scaglione ein Problem: «Ich kann mich mit der Zusammensetzung der Kommission absolut einverstanden erklären. Es wird Konsens über die Entscheide bestehen», sagte auch Peter Scheurer. So ginge es auch nicht darum, den anderen zu überstimmen. «Die Mitglieder der Kommission werden Entscheide `für die Branche` treffen und nicht `für den Vermittler` oder `für das Privatradio`», so Scheurer.

«Ich weiss zwar nicht, wie es zur Zusammensetzung der Kommission kam. Aber ich gehe hier mal von einer guten Absicht aller Beteiligten aus», meinte Scaglione gegenüber dem Klein Report. Da die Gelder ausschliesslich für Marketingaktivitäten und zur Schaffung von Kundenkontakten zugunsten der Gattung eingesetzt würden, sehe er - «zumindest im Moment» - kein Problem darin, «dass die Radios keine Mehrheit stellen». Und: «Dass die Goldbach in der Kommission in der Mehrheit ist, kann man auch positiv, nämlich als Commitment oder klares Statement, sehen.»

Auf die Frage des Klein Reports, ob er es für unbedenklich halte, dass Goldbach die Sender überstimmen könne, wenn es um die Umsetzung von Massnahmen gehe, erklärte Scaglione: «Auch hier gehe ich vom Positiven aus: Die Goldbach und die Privatradios haben dasselbe Ziel, nämlich die Attraktivitätssteigerung der Gattung Radio. Weshalb sollte die Goldbach also in der Kommission etwas bestimmen oder durchsetzen wollen, das den Radios schaden würde?»