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Freitag
26.03.2004

«Der Niedergang vieler kleiner und mittlerer Unternehmen ist auf ein falsch verstandenes Marketing zurückzuführen.» Zu diesem Schluss kommt Otto Belz, Veranstalter und Leiter der 25. schweizerischen Marketing- und Verkaufsleitertagung, die vom Mittwoch bis Freitag in Interlaken stattgefunden hat. Über 150 Vertreter von Schweizer Unternehmen trafen sich zu einem Anlass der neuen Generation, wie die Organisation am Freitag mitteilte. Die internationalen Referenten und Diskussionsteilnehmer waren sich einig: «Erfolgreiches Marketing, wie es sich im neuen Jahrhundert abzeichnet, braucht mehr als die Zahlenkolonnen US-amerikanischer Schule, womit der Einsatz der Budgets überwacht wird, benötigt mehr als aggressiv eingesetzte emotionale Bild- und Textbotschaften, hinter denen das Produkt oder die Dienstleistung verschwindet», heisst es in der Mitteilung. Das Marketing der neuen Generation sei vielmehr auch ein Marketing der Grossvater-Generation, die Rückkehr zur Erzählung von Produkt- und Firmengeschichten und zur Wiedergewinnung verlorenen Vertrauens.

Die durch den globalen Wettbewerb beschleunigten Abläufe haben in einer wachsenden Zahl von Unternehmen ein immer kurzfristigeres, von Quantitäten und nicht von Qualitäten gesteuertes Denken zur Folge. Die global besten Unternehmen können damit meist erfolgreich umgehen, aber mehr als 80% aller Firmen machen «naives Marketing», wo der Glaube daran mehr gilt als die erzielte Leistung. Die Positionierung über Geschichten (Storys) braucht meist mehr Zeit, als zugbebilligt wird. Dies führt zur vorherrschenden Eventkultur, wo kleine Geschichten erfunden und mit grossem Aufwand vorgestellt werden.

Ein Marketing-Revival verlangt Christian Belz, Ordinarius für Marketing an der Universität St. Gallen. Erfolgreiches Marketing müsse wieder von der Linie aus geführt und dürfe nicht alleine von Experten gesteuert werden. Franz-Rudolf Esch, Direktor des Instituts für Marken- und Kommunikationsforschung an der Justus-Liebig-Universität Giessen (D), nannte erfolgreiches Marketing einfaches Marketing, da viele Manager von der Komplexität der Welt überfordert seien. Graf Henckel von Donnersmarck, Priester und Unternehmensberater, forderte den Neuaufbau von Vertrauen.