Das Jahr 2011 wird als Rekordjahr in die Geschichte der Schweizerischen Lauterkeitskommission eingehen. Erstmals hatte das Gremium über 400 Verfahren zu behandeln. Drei Viertel betrafen Beschwerden gegen kommerzielle Kommunikation an eine individuelle Adresse, wie die Lauterkeitskommission am Samstag mitteilte.
Seit 2005 nehmen die Verfahren vor der Schweizerischen Lauterkeitskommission (SLK) stetig zu. Damals zählte die Statistik 234 Beschwerden, im letzten Jahr waren es nicht weniger als 441. Ob die Konsumentinnen und Konsumenten sensibler geworden sind oder ob die Steigerung mit der grösseren Bekanntheit der Kommission zusammenhängt, lässt sich kaum eruieren. Tatsache ist, dass vor allem ein spezifischer Bereich zur Explosion der Beschwerden geführt hat: der Tatbestand der «aggressiven Verkaufsmethode».
Bereits im Vorjahr betrafen 52,8 Prozent aller Eingaben dieses Vorgehen. Im Jahr 2011 musste eine erneute Zunahme auf 62,1 Prozent registriert werden. Mit anderen Worten: Fast zwei Drittel der Fälle, die 2011 bei der Lauterkeitskommission zu behandeln waren, betrafen den Tatbestand «aggressive Verkaufsmethoden».
Nicht weiter verwunderlich ist daher der Umstand, dass das Medium Telefon/Fax den grössten Verfahrensanteil (58,7%) unter den Kommunikationsmedien aufweist (Vorjahr: 53,9%). Markant abgenommen haben dagegen Verfahren gegen Direktmarketing (8,4%).
Alle Verfahren betreffend kommerzielle Kommunikation an eine individuelle Adresse (Telefon/Fax, Direct Mail, «Stopp-Werbung-Kleber» und Spammail) machen insgesamt 74,9 Prozent, also praktisch drei Viertel aller Beschwerden aus.
Diese Entwicklung sowie die quantitative Zunahme der Beschwerden haben die SLK veranlasst, Anfang 2012 eine auf ein Jahr befristete Gebühr von 50 Franken für diese Art Beschwerden zu erheben, wo sich die Frage der Zulässigkeit der Zustellung stellt.