Das US-Magazin «Vanity Fair» hat nach eigenen Angaben eines der am besten gehüteten Geheimnisse der US-Politik gelüftet: Bei dem unter dem Decknamen «Deep Throat» bekannt gewordenen Informanten soll es sich um den damaligen FBI-Vizechef Mark Felt handeln. Mit seiner Hilfe hatten die beiden Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein von der «Washington Post» vor drei Jahrzehnten den Watergate-Skandal aufgedeckt und Präsident Richard Nixon zu Fall gebracht. Die beiden Journalisten erklärten, sie würden sich nicht äussern. Sie hätten damals ein Versprechen gegeben, erst nach dem Tod der Person zu reden. Daran hielten sie sich. Auch am Dienstag blieben sie verschlossen.
Der inzwischen pensionierte 91-jährige Felt habe nach mehr als 30 Jahren sein Schweigen gebrochen, berichtete «Vanity Fair» am Mittwoch. Nicht einmal Felts Familie sei eingeweiht gewesen. Erst vor drei Jahren habe sie erfahren, dass Felt die entscheidende Quelle bei der Aufdeckung des Watergate-Skandals gewesen war. Er habe sich zunächst einer engen Freundin anvertraut, die dann seiner Tochter Joan darüber berichtete. Joan habe ihren Vater zur Rede gestellt, hiess es in dem Artikel. Zunächst habe er alles abgestritten, dann aber gestanden. Felt habe an dem Artikel mitgewirkt, schrieb «Vanity Fair».
Angefangen hatte die beispiellose Affäre am 17. Juni 1972. Damals brachen in Washington fünf Männer in die Wahlkampfzentrale der oppositionellen Demokraten ein und installierten Mikrofone in den Büros. Ihre Spur führte auf direktem Weg ins Weisse Haus, zum Wahlkampfteam der Republikaner und zum damaligen US-Präsidenten Nixon selbst. Woodward und Bernstein, zwei junge Reporter von der «Washington Post», klemmten sich hinter den Fall - und sie enthüllten den grössten Politskandal in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Die Regierung vertuschte, leugnete und log. Knapp zwei Jahre später, nach monatelangen Anhörungen vor dem Parlament und vor Gericht, war Nixon am Ende. Am 8. August 1974 dankte er ab.
Im Wesentlichen stützten sich die Enthüllungen der beiden Reporter auf einen Informanten, der laut Woodward zu nahezu allen Informationen Zugang hatte: «Deep Throat» wusste, was im Weissen Haus, beim FBI, im Justizministerium und in Nixons Wahlkampfbüro vor sich ging. Er traf die Journalisten nachts auf dunklen Parkplätzen, um seine Informationen preiszugeben. In ihrem krimiähnlichen Buch «All The President's Men» setzten Woodward und Bernstein «Deep Throat» ein Denkmal - ohne freilich seinen Namen zu nennen. Über die Identität der nach einem Pornofilm der 70er-Jahre benannten Quelle wurde in den vergangenen Jahren viel spekuliert.Verschiedene FBI-Spitzenmänner gerieten in Verdacht, auch über die damalige Führungsspitze der CIA wurde spekuliert. Möglich schien, dass der damalige Aussenminister Henry Kissinger dahinter steckte.
Siehe auch: Erstmals Watergate-Notizen veröffentlicht
Dienstag
31.05.2005