Der Ringier-Schweiz-Chef Marc Walder weist in seinem offenen Brief an die PKO ein Moratorium in Sachen Newsroom zurück. Der Ansatz für diese Verschiebung sei verfehlt und löse damit die Probleme nicht. «Im Gegenteil: es würde die von Ihnen erwähnte Unsicherheit der Mitarbeiter nur verlängern», antwortet Marc Walder auf die Forderung der Personalkommission. Er weist dann mehrmals auf die «äusserst schwierige wirtschaftliche Situation der Medienbranche und des Unternehmens Ringier» hin.
Im Sinne «einer offenen Kommunikation» druckt der Klein Report Walders offenen Brief an den Präsidenten der Personalkommission integral ab (nicht korrigiert): «Sehr geehrter Herr Scharenberg
Gerne nehme ich Stellung zu Ihren Aussagen, welche Sie mir haben zukommen lassen. Ich begrüsse es, dass ich dies tun darf, bevor Sie die Haltung der PKO öffentlich machen. Denn es stellen sich doch einige Aspekte anders dar, als von Ihnen formuliert.
Bereits mehrfach habe ich die zurzeit äusserst schwierige wirtschaftliche Situation der Medienbranche und des Unternehmens Ringier erwähnt. Davon ist auch die BLICK-Gruppe nicht ausgenommen. Auch erlebt die Medienwelt einen dramatischen strukturellen Wandel, dessen Ausmass und Auswirkungen noch nicht abzuschätzen sind.
Sie können täglich in den Zeitungen lesen, wie stark Verlage unter der wirtschaftlichen Krise, dem veränderten Nutzerverhalten und dem Shift der Werbegelder in neue Kanäle leiden.
Der Newsroom ist eine starke Antwort auf die sich verändernde Medienwelt. Daneben können wir aber die wirtschaftliche Realität nicht ausblenden. Es ist unausweichlich, dass wir unsere Kostenstrukturen überprüfen und Anpassungen vornehmen. Und dies mehr als bisher.
Das Unternehmen hat in den letzten Monaten mehrere Kostenmassnahmen vorgenommen. Diese Massnahmen belaufen sich auf alle Länder in unterschiedlicher Grössenordnung. In der Schweiz wurden bereits 50 Mio. seit Einsetzen der Programme eingespart. Dieser Betrag deckt allerdings bei weitem nicht die Umsatzrückgänge, welche wir aufgrund der Wirtschaftskrise derzeit erleben.
Der Newsroom muss daher ebenfalls zu Einsparungen führen, wollen wir die Unabhängigkeit des Unternehmens Ringier und damit das Fortbestehen der BLICK-Produkte sichern.
Der Newsroom wird die modernste und grösste Redaktion der Schweiz bilden. Die Anforderungen an die Führungskräfte werden wachsen, aufgrund der Anzahl zu führender Mitarbeiter, aufgrund der kanalneutralen Orientierung und der Verantwortlichkeit für Online und Print. Wir wollen mit dem Newsroom erfolgreich sein - und dies können wir nur mit den besten und am besten geeigneten Mitarbeitern.
Das Unternehmen Ringier setzt eine ausgewogene und faire Lohnpolitik um. Dabei streben wir an, keine Mitarbeiter zu diskriminieren und Löhne zu zahlen, die dem Schweizer Markt entsprechen. Wie auch sonst im Unternehmen werden auch die Mitarbeiter im Newsroom nach Verantwortung, Kompetenz und Erfahrung entlöhnt werden. Aufgrund der Zusammenlegung von verschiedenen Redaktionen mit unterschiedlicher Lohnpolitik müssen wir eine Harmonisierung vornehmen. Dies wird zu punktuellen Anpassungen führen - teilweise nach oben, teilweise nach unten. Von einer generellen Lohnsenkung zu reden, ist schlichtweg falsch.
Die Botschaft, wonach der Newsroom helfen soll, `mit gleichen Kosten die Qualität zu steigern`, wurde so niemals von den Projektverantwortlichen formuliert. Es ist selbstverständlich, dass eine Zusammenlegung immer zu Synergien führt und führen muss. Allein daher sind Kostenanpassungen notwendig. Verbunden mit den derzeitigen wirtschaftlichen Herausforderungen sind sie sogar zwingend.
Die Ringier AG verfolgt gegenüber ihren Angestellten eine offene Kommunikation. Wir zählen auf die Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Dazu gehört, dass wir auch Unangenehmes transparent mitteilen, sobald wir dazu in der Lage sind. Das dies zu einer Verunsicherung der Mitarbeiter führen kann, ist leider unvermeidlich. Wir bemühen uns, diese Unsicherheit so kurz wie möglich zu halten.
Vor diesem Hintergrund ist der Ansatz eines Moratoriums verfehlt. Einfach die schmerzhaften, aber notwendigen Massnahmen um sechs Monate zu verschieben, löst die Probleme nicht. Im Gegenteil: es würde die von Ihnen erwähnte Unsicherheit der Mitarbeiter nur verlängern.»
Dienstag
01.12.2009