Content:

Montag
05.06.2006

Die Mailänder Justiz prüft, ob ein weiterer Prozess gegen Italiens Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi wegen Korruptionsverdachtes eröffnet wird. Sie nahm am Montag die Beratungen dazu auf. Die Staatsanwaltschaft Mailand wirft Berlusconi vor, dem britischen Anwalt David Mills 1997 für eine hilfreiche Zeugenaussage insgesamt 600 000 Dollar auf ein Schweizer Konto überwiesen zu haben.

Der Vorwurf gegen Berlusconi lautet auf Bestechung. Derzeit wird ermittelt, ob Berlusconi Mills bezahlt hat, damit dieser in zwei Prozessen zu Gunsten des Ex-Ministerpräsidenten aussagt. Berlusconi und Mills haben die Vorwürfe zurückgewiesen. Mills ist eine Schlüsselfigur in einem ausgedehnten Verfahren über Schwarzgelder und illegale Parteifinanzierungen, die Berlusconis Medienholding Mediaset in den 90er-Jahren angeblich gezahlt oder getätigt haben soll. Dabei geht es um einen undurchsichtigen Kauf von Filmübertragungsrechten. Mills war Berlusconis Finanzberater für ausländische Aktivitäten.

Die Verwicklung von Mills in die Korruptionsaffäre hatte die britische Kulturministerin Tessa Jowell, die Gattin Mills, erheblich unter Druck gebracht. In Medienberichten hatte es geheissen, das Paar habe die 600 000 Dollar verwendet, um eine Hypothek zurückzuzahlen. Im März gaben Jowell und Mills ihre Trennung bekannt. Berlusconi wurde bisher wegen Bestechung mindestens sieben Mal vor Gericht gestellt und vier Mal schuldig gesprochen. Die Taten waren allerdings schon verjährt oder die Urteile wurden in der Berufung aufgehoben. Berlusconi hat im Zusammenhang mit den Verfahren immer wieder von einer politisch motivierten Hexenjagd gegen ihn gesprochen. Siehe auch: Londoner Connection in Schmiergeldskandal um Berlusconi und Mediaset: Berlusconis Ex-Finanzberater gibt Schwarzgeldzahlungen zu