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Montag
12.09.2005

Mit den Worten «Den ständig totgesagten Zeitungen schadet Konkurrenz wie das Internet offenbar nicht», reagierte Karl Lüönd, Leiter des Medieninstitutes des Verbandes Schweizer Presse auf die Veröffentlichung der neuesten Mach-Basic-Zahlen. Die Printmedien würden nicht verschwinden, müssten sich aber den neuen Gegebenheiten anpassen, sagte er, beispielsweise mit neuen Layouts, klarer Gliederung und grafischen Elementen. Lüönd macht zudem einen Unterschied zwischen «Need-to-have»- und «Nice-to-have»-Medien. Während Tageszeitungen zum Grundbedarf gehörten, trügen Wochenzeitungen und Zeitschriften weniger zur täglichen Informationsversorgung bei. Trends wie die Lage an der Börse oder Moden seien hier mitbestimmend für die Nachfrage.

Roger Blum, Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Bern, ist angesichts der wachsenden Konkurrenz nicht überrascht von der Stagnation. Weil die Zeitungen kämpften und Zusatzleistungen anbieten würden wie etwa vertiefte Informationen, hätten sie den Rückgang bisher abwenden können. «Beim Wachstum stossen die Zeitungen an Grenzen», ist Blum überzeugt. «Zum einen gibt es geografische Schranken. Zum andern müssten die Blätter neue Lesersegmente, zum Beispiel mehr junge Menschen und Deutsch sprechende Ausländer, gewinnen. Doch das ist sehr schwierig.»

Weitere Einsparungen bei Zeitungen und Zeitschriften schliesst Karl Lüönd nicht aus: «Der Inseratemarkt gibt aus konjunkturellen und vor allem strukturellen Gründen wenig Anlass für Optimismus.» Rubrikannoncen wanderten zunehmend ins Internet ab, und neue Werbeformen machten den Zeitungen die Inserate streitig. Die Stellenstreichungen bei «Berner Zeitung» und beim «Bund» sind für Lüönd der Anfang einer neuen Sparrunde. In beiden Redaktionen gehen je drei bis vier Stellen verloren, wie Anfang September bekannt wurde. Mit der Kooperation der beiden Blätter unter der Führung der Espace Media Groupe habe der Abbau nichts zu tun, hiess es.

Hanspeter Lebrument, Präsident des Verbandes Schweizer Presse (Verleger), schliesst weitere Einsparungen ebenfalls nicht aus. Nach seiner Einschätzung sind die in den Boomjahren 2000/2001 stark gewachsenen Redaktionen noch nicht am Ende des Abbaus angelangt. Trotz relativ stabiler Leserzahlen habe die abonnierte Presse vor allem im Werbemarkt Probleme. Roger Blum schätzt, dass es vor allem für die Mittelgrossen eng wird. Fusionen und Kooperationen schliesst er nicht aus. Um Qualität und Kompetenz bieten zu können, brauche es Verbünde. Dagegen könnten sich lokale Kleinstblätter in ihren Nischen behaupten. - Mehr zum Thema Wemf-Zahlen: Mach Basic 2005: «20 Minuten» ist der grosse Gewinner, Mach Consumer 2005: Die Konsumzielgruppen der Schweiz, Mach Basic 2005: Mehr Leute lesen Zeitung, MA Comis 2005: Jetzt auch für die Westschweiz und Wemf-2005-Zahlen: Das geht im Internet