Wenn sich im August die Cineasten auf der Piazza Grande in Locarno tummeln, sind auch die eidgenössischen Kulturpolitiker mit von der (Urlaubs-)Partie - allen voran Kulturminister Pascal Couchepin. Er will bei der Filmförderung nun die Zügel fester in die Hand nehmen und mehr selbst entscheiden, erklärte er am Samstag in einem Interview mit der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» und kritisierte zugleich die Abteilung Film des Bundesamts für Kultur (BAK): Sie lege ihm bei Problemen oft nur einen möglichen Lösungsweg vor. Die Abteilung müsse aufhören, von ihm zu verlangen, dass er ihre eigenen, einseitigen Ansichten einfach schlucke, sagte Couchepin. Er wünsche sich, dass man ihm häufiger verschiedene Varianten vorlege. Die «kleine Welt», die die Film-Fonds verteile, scheine zu glauben, dass sie «quasi mit einer göttlichen Mission» ausgestattet sei, sagte Couchepin. Das sei keine akzeptable Haltung. Für Couchepin besteht seine politische Verantwortung darin, auf Grund der Vorschläge des BAK Leitlinien vorzugeben. Es gehe nicht darum, dass er direkt in operationelle Belange eingreifen wolle, sagte er. Er wolle aber die Hierarchie deutlicher machen.
Sonntag
08.08.2004