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Samstag
12.08.2006

Samir, Filmer («Snow White») und Produzent (Dschoint Ventschr), regte sich dagegen über das kasachstanische Nationalepos «Nomad» auf: «Ein Skandalfilm - nationalistisch, stalinistisch.» Da war der Filmemacher wohl im falschen Film gelandet, viele Werke konnte der rührige Samir eh nicht visionieren. Er agierte vor allem als Dschoint-Ventschr-Mann, arbeitet an einem neuen Drehbuch, einem Politthriller um Fundamentalisten, und hatte väterliche Pflichten (Babysitting) zu erfüllen. Gleichwohl, Locarno besitzt für ihn grosse Strahlkraft und Ambiance: «Ein sympathisches, familiäres Festival, das dem Schweizer Film nun mehr Aufmerksamkeit widmet.»

Seine Frau Stina Werenfels, die hier ihr vielschichtiges Bankerdrama «Nachbeben» (bisher 25 000 Kinobesucher) präsentierte, schlägt in dieselbe Kerbe: «Es ist sehr positiv, dass zwei Schweizer Filme auf der Piazza aufgeführt wurden.» Negativ hingegen beurteilt sie das Fehlen eines wirklichen Festivaltreffpunkts. «Nach Schliessung des Grand Hotels gibt es kein Zentrum mehr.» Samir schlägt vor, die Administration in den Palazzo Sopracenerina zu verlagern und in einen Festivaltreff à la Grand Hotel umzuwandeln. «Die Seele des Festivals fehlt», bemängelt auch Langjahr. «Man muss dringend einen neue Ort definieren und eine schnelle Lösung entwickeln.»

Äusserlich betrachtet, besitzt Locarno eine enorme Anziehungskraft: «Ein grossartiger filmischer Treffpunkt» (Langjahr), «ein wunderbarer Ort inmitten einer pittoresken Landschaft» (Prof. Alexander Federov, Präsident der russischen Gesellschaft für Film- und Medienerziehung sowie Mitglied der Fipresci-Jury), «ein unglaublich schöner Festivalort, eingebettet in Schweizer Eigenart» (Lonardo Nigro, Schauspieler u.a. «Grounding», «Handy Man»). Nigro, der eine neue TV-Staffel «Schöni Uussichte» abgedreht hat und nun einen Kommissar im Fernsehmovie «Tot in der Lochmatt» spielt, fühlt sich als Gast und Teil des Festivals.

Er war einerseits aktiv am Swiss Day beteiligt, andererseits als Mitwirkender im Film «Nachbeben» präsent. Welche Power er in den Beinen hat, bewies er beim Prominenten-Fussballkick im Lido. Er steuerte ein Tor zum 4:3 Sieg der ProCinemaKickers gegen MovieAllStars bei. Micha Steiner, der mit «Grounding» und «Mein Name ist Eugen» (600 000 Zuschauer) Kinohits landete, konnte aber keinen Treffer auf dem Rasen erzielen. Sein Kopfball ging knapp am Tor vorbei. Ins Schwarze traf er hingegen mit der Bemerkung: «Die Tessiner können nicht organisieren.» Er muss es ja wissen, hat er doch wesentlich das Swiss-Day-Fest im Lido inszeniert.