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Donnerstag
12.10.2006

Der türkische Autor Orhan Pamuk («Schnee») hat den diesjährigen Literatur-Nobelpreis erhalten, nachdem er vor Jahresfrist den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten hatte. Es ist das erste Mal, dass ein Schriftsteller aus der Türkei den begehrten Preis erhält. Der 54-jährige Autor hat sich vor allem mit historischen Romanen im Spannungsfeld zwischen Orient und Okzident einen Namen gemacht. Der Nobelpreis ist mit 1,7 Mio. Franken dotiert. Er wird am 10. Dezember in Stockholm überreicht, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896). Das Komitee begründete die Vergabung mit den Worten: «Der Nobelpreis in Literatur des Jahres 2006 wird dem türkischen Schriftsteller Orhan Pamuk verliehen, der auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt neue Sinnbilder für Streit und Verflechtung der Kulturen gefunden hat.»

Erst zu Beginn dieses Jahres war ein Prozess gegen Orhan Pamuk wegen «Beleidigung des Türkentums» eingestellt worden, nachdem er sich in einem Interview im Magazin des «Tages-Anzeigers» vom Februar 2005 zur Verfolgung von Armeniern während des Osmanischen Reiches geäussert hatte. Damals hatte er unter anderem gesagt, in der Türkei seien 30 000 Kurden und eine Million Armenier ermordet worden. Niemand ausser ihm wage es, darüber zu sprechen. - Mehr dazu: EU begrüsst Einstellung des Pamuk-Prozesses, Joyce Carol Oates und Orhan Pamuk wieder geehrt und Türkischer Autor Pamuk mit Friedenspreis des Buchhandels geehrt