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Freitag
26.12.2008

Der Schrifsteller Harold Pinter ist am Heiligabend im Alter von 78 Jahren gestorben. Das gab seine Ehefrau Antonia Fraser am Donnerstag bekannt. «Er war ein grosser Mensch. Es war ein Privileg, 33 Jahre mit ihm zusammenzuleben», sagte Fraser gegenüber dem «Guardian».

Harold Pinter erhielt 2005 den Literatur-Nobelpreis. Den Preis konnte er aber krankheitsbedingt nicht mehr selbst entgegennehmen. Das Nobelkomitee erklärte seine Wahl damit, dass Pinter mit seinem Werk zum bedeutendsten Vertreter des britischen Nachkriegs-Theaters geworden sei: «In einem typischen Pinter-Stück treffen wir Menschen, die sich in ihrer reduzierten und kontrollierten Existenz verschanzen, um sich gegen das äussere Eindringen in ihr eigenes Leben zu wehren.»

Seit seinem Debüt als Dramatiker 1957 veröffentlichte Harold Pinter mehr als 30 Stücke. Zu seinen wichtigsten Theaterstücken zählen «The Room», «The Caretaker» («Der Hausmeister») und «The Homecoming». Pinter wurde am 10. Oktober 1930 als Sohn eines jüdischen Schneiders in London geboren.

Der «zornige alte Mann des britischen Theaters», wie er genannt wurde, betrieb auch in den letzten Jahren radikale Gesellschaftskritik: «Die Verbrechen der USA waren systematisch, konstant, infam, unbarmherzig, aber nur sehr wenige Menschen haben wirklich darüber gesprochen. Das muss man Amerika lassen. Es hat weltweit eine ziemlich kühl operierende Machtmanipulation betrieben und sich dabei als Streiter für das universelle Gute gebärdet.» Harold Pinter weiter: «Ein glänzender, sogar geistreicher, äusserst erfolgreicher Hypnoseakt. Ich behaupte, die Vereinigten Staaten ziehen die grösste Show der Welt ab, ganz ohne Zweifel. Brutal, gleichgültig, verächtlich und skrupellos, aber auch ausgesprochen clever.»

Pinter über den ehemaligen Premierminister Tony Blair: «Unser Premierminister, bei dem es sich um einen ernsthaften und aufrichtigen Christen handeln soll, erwägt neue Bombenangriffe auf den Irak. Das wäre Mord, vorsätzlicher Mord, denn man tötet nicht nur Saddam Hussein.»

Im August 2002 äusserte sich Harold Pinter zu Blair und dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton im Zusammenhang mit dem Kosovokonflikt: «Der Tod des Mädchens war diesen Leuten völlig gleichgültig. Deswegen meine ich - und ich glaube das wirklich -, dass Clinton und Blair als Kriegsverbrecher angeklagt werden sollten.»

Und davor bereits im April 1999 über die US-Politik im früheren Jugoslawien: «Die amerikanische Aussenpolitik ist `Küss meinen Arsch oder ich schlage Dir den Schädel ein`.»