Bei der linken französischen Tageszeitung «Libération» hat Mitgründer Serge July nach einem Machtkampf mit Grossaktionär Edouard de Rothschild das Handtuch geworfen. Der 63-jährige Zeitungsmacher hatte das Revoluzzer-Blatt 1973 mit dem Philosophen Jean-Paul Sartre gegründet. «Libération» kämpft seit Jahren mit sinkenden Leserzahlen und schlitterte vergangenes Jahr mit einem Jahresverlust von 5 Mio. Euro nur knapp an der Insolvenz vorbei. Die tägliche Verkaufsauflage liegt nur noch bei rund 140 000 Stück - 30 000 weniger als noch vor fünf Jahren.
July hatte vor zwei Wochen bekannt gegeben, dass Rothschild ihn zum Gehen aufgefordert hatte. Der Bankiersspross hatte ihm bei seinem Einstieg bei «Libération» im vergangenen Jahr noch eine Job-Garantie bis 2012 gegeben. Rothschild hält inzwischen 38,8% der Firmenanteile. Er steckte 20 Mio. Euro in die Entwicklung des Blattes. Die «Libération»-Belegschaft soll die Zeitung nun vorübergehend gemeinsam mit Rothschild leiten. Sie besitzt über die Personalbeteiligungsgesellschaft SCPL 18,4% am eigenen Unternehmen.
Laut SCPL hat das Blatt nun «einige Monate, um an einem Restrukturierungs- und Entwicklungsplan zu arbeiten und für die Kapitalsuche». Die Millionen von Rothschild reichen offenbar bei weitem nicht aus, um das Blatt wieder auf Kurs zu bringen. «Libération» braucht weitere 10 bis 15 Mio. Euro, um eine Insolvenz abzuwenden, zumal das Blatt unter der harten Konkurrenz von Gratisblättern und dem Internet besonders stark leidet. Siehe auch: Streik bei der «Libération» geht zu Ende
Donnerstag
29.06.2006