Erstmals hat am Montagabend ein Bundesrat die Solothurner Filmtage eröffnet. In seiner Rede liess Moritz Leuenberger keinen Zweifel an der Bedeutung der Kultur für die Gesellschaft. Unter dem Titel «Solothurn und Baghdad», einer Anspielung auf den für den Schweizer Filmpreis nominierten Dokumentarfilm «Forget Baghdad» des Zürcher Filmers Samir, plädierte Leuenberger für einen Dialog der Kulturen, und gegen ein Schwarz-Weiss-Denken. Es sei eine Anmassung, sich bedingungslos auf der Seite des Guten zu wähnen und entsprechend zu richten, sagte der Vorsteher des Uvek. «Vom Guten ist auch im Bösen und vom Bösen im Guten.» Und in Anspielung auf den Konflikt um den Irak sagte Leuenberger: «Wenn es um Krieg geht, gibt es keine Teilnahmslosigkeit, sondern es gibt nur eine Antwort: Nein!»
Der Bundesrat, der vor zwei Jahren bei der Verleihung des Schweizer Filmpreises seinen ersten offiziellen Auftritt an den Filmtagen hatte, lobte Solothurn als «Schweizerische Institution», die auch ein «Bekenntnis zum dezentralen Kulturschaffen in der Schweiz» darstelle. Die Solothurner Filmtage lieferten den Stoff, den die Politik bearbeiten müsse: «Grenzen überwinden und den Dialog der Kulturen führen», schloss Leuenberger seine Eröffnungsrede. Bis Sonntag sind an den 38. Solothurner Filmtagen insgesamt rund 260 Filme zu sehen, darunter 90 in Kinolänge, was eine Rekordzahl von Titeln bedeutet. Gezeigt werden die Filme in fünf regulären und drei speziell hergerichteten Kinos. Das ganze Programm unter: http://www.solothurnerfilmtage.ch
Ivo Kummer, der Direktor der Solothurner Filmtage, erklärte bei der Eröffnung, der Schweizer Film hüstle und sei ausserordentlich anfällig auf Erkältungen, aber er sei doch robust genug, um dem frostigen Klima zu trotzen. «Der Schweizer Film lebt», betonte Kummer. Besorgt zeigte er sich darüber, dass sich im Schweizer Dokumentarfilm, der zur Zeit «erfreuliche Erfolge» erlebe, «eine gefährliche Nivellierung» in Richtung einer «Fernsehästhetik und Fernsehdramaturgie» breit mache. Beim kränkelnden Spielfilm sieht Kummer das Problem darin, dass die Produktion «in den Händen des Auslandes» liege. Ohne Koproduktionen sei heute kaum ein Spielfilm zu finanzieren. Mehr dazu: 38. Solothurner Filmtage: Rekordeingabe
Montag
20.01.2003