«Lebrument wagt sich in die Höhle des Löwen», hiess es auf der Einladung des Zürcher Pressevereins. Tatsächlich präsentierte sich der Löwe in der Manege und liess keine Zweifel daran, wer nun der Stärkere sei. «Ich verhandle nicht über einen GAV, der Mindestlöhne regelt», sagte der Präsident des Verbands Schweizer Presse, Hanspeter Lebrument. Die Löhne sollten zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber individuell festgelegt werden, wie es zum Beispiel in der Pharmaindustrie oder im Bankwesen üblich sei, so Lebrument weiter. Dies und die Tatsache, dass die Medienbranche eine grosse Krise durchlebe, habe zum Unterbruch der Verhandlungen zwischen den Mediengewerkschaften Impressum und Comedia und dem Verlegerverband geführt.
Lebrument war Gast im ZPV-Talk des Zürcher Pressevereins, wo er Reto Lipp, Chefredaktor von «Stocks», am Mittwochabend Red und Antwort stand. Auf die Frage, ob mit einer Wiederaufnahme der Verhandlungen zu rechnen sei, sagte der Verbandspräsident im Foyer des Ringier-Pressehauses dem Klein Report: «Es sieht gar nicht danach aus.» Wenn die Mitglieder des Verlegerverbandes dies forderten, dann werde er selbstverständlich wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren. Mit dieser harten Haltung hofft Lebrument, dass der Mitgliederbestand des Verlegerverbandes steigt. «Viele Verleger sind nämlich wegen des Journalisten-GAV aus dem Verband ausgetreten», erklärte Lebrument.
Die Verleger haben am 30. März 2004 die GAV-Verhandlungen abgebrochen, weil die Gewerkschaften nicht auf das Festlegen der Mindestlöhne und -honorare verzichteten. Zudem fordert der Verlegerverband, dass das technische Redaktionspersonal aus dem GAV genommen wird. Die Gewerkschaften Impressum und Comedia bezeichneten diese Forderungen als skandalös.
Donnerstag
01.04.2004