Content:

Montag
07.06.2004

Das französische Skandalbuch «La face cachée du Monde» wird nach gut einem Jahr weitgehend aus dem Verkehr gezogen. Das sieht ein am Montag bekannt gegebener Vergleich zwischen der Pariser Tageszeitung «Le Monde» und ihren Kritikern vor. Das Renommierblatt veröffentlicht in seiner Dienstagsausgabe eine Vereinbarung, mit der die Klagen auf zwei Millionen Euro Schadenersatz gegen die Buchautoren Pierre Péan und Philippe Cohen und das Verlagshaus Fayard zurückgezogen werden. Im Gegenzug verpflichten sich die Kritiker, die verbleibenden Exemplare des im März 2003 veröffentlichten Buches nur noch mit erläuternden Hinweisen zu verkaufen und keine weiteren Auflagen herauszubringen.

«Le Monde»-Herausgeber Jean-Marie Colombani, Chefredaktor Edwy Plenel und Aufsichtsratschef Alain Minc erklärten, sie wollten eine Debatte über den Einfluss und die journalistischen Praktiken ihrer Zeitung nicht ersticken. Die Kritiker versicherten ihrerseits, sie wollten das Überleben der Zeitung nicht gefährden.

Der Vorwurf wegen mangelndem Patriotismus gegen den gebürtigen Korsen Colombani wurde im Rahmen einer aussergerichtlichen Einigung zurückgenommen, ebenso wie die Anschuldigung, Plenel unterhalte Kontakte zum US-Geheimdienst CIA. Der Vergleich kam nach monatelangem Tauziehen durch Vermittlung des höchsten französischen Strafrichters, Kassationshof-Präsident Guy Canivet, zu Stande. Von dem 630 Seiten dicken und 24 Euro teuren Wälzer «La face cachée du Monde» wurden 210 000 Exemplare verkauft. Péan und Cohen hatten die publizistische Unabhängigkeit des Blattes in Frage gestellt und die Direktion beschuldigt, in unsaubere Kampagnen um Politik und Wirtschaft verstrickt zu sein. Die Autoren hatten sich von vornherein dazu bekannt, einst glühende Anhänger des Blattes gewesen zu sein.