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Montag
30.05.2011

«So wie ein Medienunternehmen organisiert ist, so viele Frauen arbeiten da», meinte Radio-24-Programmleiterin Karin Müller an der Podiumsdiskussion der Tagung «Medien und Geschlecht» zum Frauenanteil in den Redaktionen. «Ist eine Frau an der Spitze, erledigt sich vieles von selbst.» Frauen in Führungsrollen einzubinden hält sie aber nicht nur der Gleichstellung wegen, sondern auch aus journalistischen Gründen für sinnvoll. «Wenn wir die Nummer eins in unserer Region sein wollen, dann müssen wir auch die Frauen erreichen», sagte sie. «Auch deswegen haben wir eine Frau in der Chefredaktion.»

Die Gründe für die mangelnde Präsenz von Frauen in der Berichterstattung sind laut Christine Maier aber nicht nur in den Redaktionen zu suchen. Sie beklagte sich am Podium über die mangelnde Bereitschaft der Frauen, an der Diskussionsrunde teilzunehmen. «Wir kriegen oft Absagen von Frauen, das ist kein Klischee. Sie wollen sich nicht exponieren», so Maier. «Ein Mann sagt auch mal, er nehme teil, selbst wenn er das Thema nicht kennt.»

Karin Müller nahm das gleich zum Anlass, sich darüber zu ärgern, dass sie zwar zu Veranstaltungen dieser Thematik eingeladen werde, aber niemand mit ihr als Chefredaktorin über Wirtschaftsthemen sprechen wolle. Für den Frauenanteil in den Redaktionen sieht sie hingegen gute Chancen. Beispielsweise würden sich Frauen viel besser bewerben als die Männer. Ihre Kernbotschaft: «Lasst die Frauen performen!».

«Noch sind aber viele Schlüsselstellen von Männern besetzt», sagte Maier. Das habe dann auch einen Einfluss auf die Teilnehmer in der Diskussionsrunde. Es sei im journalistischen Alltag unter Zeitdruck oft auch einfacher, wenn man sich für den Mann entscheide, da sie auch weniger oft Bedenken hätten. Das Problem bei der ganzen Diskussion sei es aber, die Medienschaffenden zu erreichen: «Wir hier sind alles schon Bekehrte.»

An der Diskussionsrunde nahmen neben Christine Maier und Karin Müller die Journalistin und Schriftstellerin Sylvia Ricci Lempen, Sylvie Durrer, Direktorin des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Mann und Frau, und Dominique von Burg, Präsident des Presserates und Redaktor der «Tribune de Genève» teil.