Das Ringen um das Genfer Privat-TV Léman Bleu ist zu Ende. Die Aktionäre des Senders haben am Donnerstag den französischen Verleger Philippe Hersant und seinen Genfer Partner Stéphane Barbier-Muller mit der Rekapitalisierung beauftragt. Diese investieren 1,2 Mio. Franken in die Gesellschaft, deren Kapital damit auf 3 Mio. Franken steigt. Das Angebot sei an der Aktionärsversammlung vom Donnerstag angenommen worden, sagte Michel Chevrolet, Chefredaktor von Léman Bleu, auf Anfrage. Damit setzten sich Hersant und Barbier-Muller gegen das Lausanner Verlagshaus Edipresse durch. Der Entscheid der Aktionäre setzt einen Schlusspunkt unter ein monatelanges Ringen zwischen den beiden Riesen im Westschweizer Medienmarkt. Hersant wie Edipresse wollten sich mit der Übernahme von Léman Bleu im TV-Markt etablieren.
Hersant, Verwaltungsratspräsident der Gruppe France Antilles, investiert im Schweizer Medienmarkt auf eigene Kosten. Ihm gehören bereits die Waadtländer Zeitung «La Côte» und der Neuenburger Titel «L`Express». Edipresse ist das wichtigste Verlagshaus der Romandie. Mit ihrem Engagement kontrollieren die beiden Investoren je rund 20% der Aktien. Die Mehrheit der Stimmrechte und damit die Kontrolle über den Sender bleiben aber bei der Stadt Genf. Das Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) muss dem Engagement der Franzosen noch zustimmen. Die Bundesbehörden haben auch verfassungsrechtliche Bedenken wegen der Kontrolle der Stadt über den TV-Sender angemeldet. Letztes Jahr steckte Léman Bleu in einer schweren Krise: Der Sender schrieb bei einem Budget von 1,8 Mio. Franken über 340 000 Franken Verlust. Ausserdem gab es mehrere Wechsel an der Spitze des Lokalfernsehens.
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Donnerstag
30.06.2005