Nach 47 Jahren wird die Küsnachter Lokalzeitung «Dorfpost» eingestellt. Die letzte Ausgabe erscheint im Juni. Damit endet ein Stück Alltagskultur an der Zürcher Goldküste.
Der Küsnachter Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP) höchstpersönlich richtet sich an die Öffentlichkeit. Noch handle es sich nicht um die letzte Ausgabe der «Dorfpost», jedoch sei es die letzte Möglichkeit für den Gemeinderat, mit einem Leitartikel ein paar Worte an die Bevölkerung zu richten: «Es ist uns wichtig, dem herausgebenden Gewerbeverein und allen Beteiligten der ’Dorfpost’ für das grosse Engagement über all die Jahre zu danken», schreibt Ernst.
Der Politiker lobt das Gewerbe als massgebenden Treiber im Dorf. Mit seinem Angebot schaffe es die Grundlage für ein aktives Dorfleben und damit auch die Voraussetzung, dass vieles lokal bezogen werden könne. Diese Worte sind bezüglich der «Dorfpost» insofern von Relevanz, als dass die Publikation das wichtigste Sprachrohr des Gewerbevereins war.
Markus Ernst weiter: «Inzwischen haben wir in Küsnacht gegen 1300 Firmen, die rund 6500 Arbeitsplätze anbieten. Dem müssen wir Sorge tragen, sei es mit dem Einkauf vor Ort oder mit der Nutzung lokaler Dienstleistungen, aber auch mit einer aktiven Berufsbildung, um den Nachwuchs zu sichern».
Ernst spart nicht mit Eigenlob – auch nicht in Sachen Medienförderung: Beispielsweise sei der Versand der «Dorfpost» von der Gemeinde finanziell unterstützt worden. Dies einerseits, um die Medienvielfalt zu fördern und andererseits zur Unterstützung des Bindeglieds zwischen dem Gewerbe und der Bevölkerung.
Der Wandel in der Medienlandschaft habe aber auch vor der «Dorfpost» nicht Halt gemacht. Gemeindepräsident Ernst dazu: «Ein Printmedium im Zeitalter von Digitalisierung und abnehmenden Werbeeinnahmen kostendeckend zu produzieren, wird immer schwieriger».
Die «Dorfpost» war seit ihrer Gründung im Jahr 1978 die Stimme des Gewerbes gegen aussen. Im Sinne des Lokaljournalismus berichtete sie vielfältig über Gewerbe, Vereine und sonstige Veranstaltungen im Dorf.
Sehr übersichtlich und geschätzt war dabei auch die Agenda im hinteren Teil der Zeitung. Damit ist es nun vorbei.
Und in Küsnacht geschieht das, was in vielen Gemeinden derzeit passiert. Ein massgebendes Stück Lokaljournalismus verschwindet von der Bildfläche – für immer. Damit geht auch ein Stück demokratische Diskussionskultur verloren.