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Montag
21.05.2012

Radio DRS 1 reagierte am schnellsten und schaltete eine Sondersendung, nur Stunden, nachdem der Tod von Fernsehlegende Kurt Felix am Samstag bekannt geworden war; das Fernsehen zog nach und hievte Kurt Aeschbacher für eine Hommage-Sendung am Samstagabend zur besten Primetime ins Programm. Zu diesem Zeitpunkt war Felix bereits beigesetzt worden, nach Walter Roderer der zweite begnadete St. Galler Unterhaltungskünstler, der sich nie geschämt hatte, fürs grosse Publikum zu arbeiten und der mit dem intellektuellen Dünkel, mit dem ihm manche Kritiker und Kollegen begegneten, bestens leben konnte. Er brachte ja etwas, was das Schweizer Fernsehen heute schmerzlich vermisst: Quote!

«Er ist verantwortlich dafür, dass die Unterhaltung im Fernsehen den Stellenwert erhielt, den sie verdient», blickt Max Sieber, Regisseur so vieler Erfolgssendungen mit Kurt Felix, zurück. «Wenn man ihm einen Preis verleihen sollte, dann den `Prix Populaire`». 20 Jahre arbeiteten Felix und Sieber miteinander und machten mit den Samstagabendsendungen «Supertreffer», «Teleboy» und «Verstehen Sie Spass?» Quoten, von denen die heutigen TV-Verantwortlichen nur träumen können.

«Verstehen Sie Spass?» war auch in Deutschland ein Quotenhit. Ehefrau Paola Felix, die frühere Schlagersängerin Paola del Medico («Blue Bayou»), moderierte an seiner Seite und wollte schon da nur mehr als Frau Felix sein. 1988 wurden die beiden zum beliebtesten Moderatorenpaar der damaligen Bundesrepublik Deutschland gekürt.

«25 Jahre lernen, 25 Jahre arbeiten und 25 Jahre geniessen» hatte Kurt Felix` Lebensmotto gelautet. 1990 setzte er sich folgerichtig mit gut 50 Jahren zur Ruhe, fürs Fernsehen war er fortan nur noch Kritiker, und begann mit seiner Frau, das Leben zu geniessen; sie war nebst dem Fernsehen seine ganz grosse Liebe. «In jeder anderen Sendung setze ich mich zwischen meine Gäste», erinnert sich Radiokollege Christian Zeugin an eine «Persönlich»-Sendung vom letzten Jahr mit dem Verstorbenen und seiner Frau, «doch bei Kurt und Paola war das unmöglich, zwischen den beiden gab`s keinen Zentimeter, die beiden gab`s nur im Doppelpack.»

Die beiden bereisten die ganze Welt, traten hier und dort noch als Ehrengäste auf und genügten sonst ganz sich selbst. Die Idylle wurde nach 13 Jahren abrupt gestört, als bei Kurt Felix das erste Mal Krebs diagnostiziert wurde. Er bekämpfte die Krankheit tapfer und mit allen Mitteln, und nach einiger Zeit schien der heimtückische Tumor auch besiegt. «Wir lassen nichts mehr aus», sagte Felix damals, «ich weiss jetzt, wie endlich das Leben ist.» «Wenn ich einmal gehen muss, geht ein glücklicher Mensch», zitierte ihn kurz nach der Beisetzung im engsten Familienkreis am Samstag seine Frau Paola auf persönlich.com: «Mit schönen Erinnerungen und einem Lächeln im Gesicht ist Kurt von dieser Welt gegangen. Gerade in dieser grossen Traurigkeit denke ich unendlich dankbar zurück an die schönsten Jahrzehnte meines Lebens, die ich mit ihm erleben durfte.»

TV-Moderator Beat Antenen wird in zwei Wochen auf persönlichen Wunsch des Verstorbenen eine öffentliche Abdankung organisieren. «Er wirkte bis ganz zuletzt souverän und abgeklärt», erinnert sich dieser des Freundes, der im Kantonsspital in den Armen seiner Frau gestorben war, «und das Schönste war die Symbiose der beiden Eheleute Kurt und Paola in der ganzen schweren Zeit bis ganz zum Schluss.»