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Sonntag
16.09.2007

Die Entscheidung der Moskauer Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen im Fall Safronov einzustellen, liessen erneut Zweifel aufkommen, ob die russische Justiz die Aufklärung von Journalistenmorden ernsthaft verfolgt, so Reporter ohne Grenzen (RoG) in ihrer Stellungnahme am Wochenende. Ivan Safranov, Korrespondent der Zeitung «Kommersant», war am 2. März unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Die Ermittler gehen nun von Selbstmord aus. Safranov recherchierte kurz vor seinem Tod über russische Waffenlieferungen an Syrien und Iran. Seinen Bericht konnte er nicht beenden. Laut Freunden deutete nichts auf einen Selbstmord hin. Daher bleibt für RoG die Frage offen, warum die ermittelnden Behörden so schnell auf einen Selbstmord schlossen.

Die Moskauer Staatsanwaltschaft stellte keine Hinweise für einen kriminellen Tathintergrund im Falle Safranovs fest. In einem Statement vom Mittwoch teilte sie mit: «In seinem Beruf sprach Safranov sensible Themen an. Über diese wurde jedoch auch in anderen Medien berichtet. Es ist daher unwahrscheinlich, dass seine Artikel den Interessen anderer, der Regierung eingeschlossen, im Wege standen.» Viele Journalisten, auch Safronovs Kollegen bei «Kommersant», stellen die Schlussfolgerung der Staatsanwaltschaft in Frage.

Der stellvertretende Chefredaktor von «Kommersant», Ilya Bulavinov, sagte gegenüber RoG, er bezweifele, dass die Ermittler Interesse an der Aufklärung des Falles hätten. Keiner der Leute, die Safronov in seinen Artikeln aufgeführt hatte, sei befragt worden, so Bulavinov. «Die Ermittlung verlief sehr zögerlich. Als ich befragt wurde, nahmen die Ermittler nur sehr widerstrebend die Namen der Regierungsinstitutionen auf, die ich nannte. Als hätten sie Angst, die Leute, die dort arbeiten, zu befragen.» Alexei Simonov, Präsident der Glasnost Defence Foundation, teilte RoG mit, er glaube, die Staatsanwaltschaft habe ohne ausreichende Beweise auf Selbstmord geschlossen. Der 51-jährige Safronov war ein ehemaliger Oberst aus dem russischen Weltraumprogramm, ein Experte in Verteidigungsfragen. Er kannte sich gut mit dem russischen Militärkomplex aus. Er starb durch einen Sturz aus dem vierten Stock seines Appartementblocks.