Die «Winterthurer Zeitung» hat sich unter Verleger Andreas Zehnder verändert. Die Meinungen darüber, wie die Neuausrichtung bewertet werden soll, gehen auseinander. Zehnder hat die Leitung der Winterthurer Zeitung AG, die die Publikation herausgibt, im Juni 2008 von seinem Vater übernommen.
«Die Zeitung setzt anstatt auf Hintergrundinformationen und Politik neu auf Alltagsgeschichten», sagte eine Person, die die Zeitung von innen kennt, gegenüber dem Klein Report. «Dies mag für eine Lokalzeitung auf dem Land passend sein. In einer Stadt wie Winterthur aber, wo Kultur und Politik wichtig sind, scheint dies fehl am Platz.»
Die «Winterthurer Zeitung» sei neu auf Low-Budget-Journalismus getrimmt. Anstatt wie früher aus 36 oder 40 Seiten bestehen die Ausgaben heute aus durchschnittlich 34 Seiten, die Hälfte davon Werbung. Ausserdem würden ältere und erfahrene Mitarbeiter entlassen und jüngere, billigere Mitarbeiter eingestellt. Erst Anfang Jahr musste der Redaktionsleiter Fredy Kradolfer gehen. Der Entscheid zur Entlassung soll der Verlagsleiter Zehnder alleine gefällt haben, behauptet eine Quelle gegenüber dem Klein Report.
Andreas Zehnder widerspricht klar: «Den Entscheid, Fredy Kradolfer zu entlassen, fällten der Geschäftsführer der `Winterthurer Zeitung` Zvonko Vincetic und ich gemeinsam.» Zu den personellen Änderungen steht Zehnder: «Das Arbeitsklima auf der Redaktion in Winterthur ist markant besser als früher.»
Verleger Zehnder betont, dass die Redaktion der «Winterthurer Zeitung» sogar zur Zeit nur aus Festangestellten bestehe, Volontäre oder Praktikanten werden keine beschäftigt. Nur in der Administration in Winterthur arbeitet jeweils ein Praktikant.
Die inhaltliche Kritik versteht Zehnder ebenfalls nicht. Das Blatt sei seiner Meinung nach interessanter geworden und das Feedback der Leserschaft und Inserenten sei positiver als früher. Er betont, dass die Änderungen vielleicht nicht unbedingt von allen Politikern begrüsst würden, dass aber gerade jüngere Leute besser angesprochen würden.
Die Neuausrichtung hat laut dem Verleger vor allem darauf abgezielt, mehr Leser zu erreichen. Zehnder betont, dass dies gelungen sei. Er ist vom Resultat überzeugt und mit den Umsatzzahlen der Zeitung, die entgegen dem Branchentrend sogar ganz minim über dem Vorjahr liegen, sehr zufrieden.