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Mittwoch
01.06.2005

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) unterstützt kostenpflichtige Swisscom-Kurse, in denen Interessierte den Umgang mit Handy und Internet lernen. Die Stiftung für
Konsumentenschutz findet das Vorgehen des Seco bedenklich. Die Swisscom-Kurse sollen in diesem und im nächsten Jahr in 70 Schweizer Städten und Dörfern stattfinden. An den fixen Standorten Lausanne, Zürich, Bern und Basel oder in Schulungsbussen lernen Interessierte, wie sie Internet, E-Mail, SMS und MMS-Handys nutzen können. Die Kosten betragen 50 Franken für einen zweistündigen Kurs. Swisscom starte die Initiative aber nicht, um damit Geld zu verdienen, sagte Swisscom-Chef Jens Alder am Mittwoch vor den Medien in Bern. Das Projekt werde einen einstelligen Millionenbetrag kosten. Sein Unternehmen fühle sich der Schweizer Volkswirtschaft verpflichtet.

Auch Wirtschaftsminister Joseph Deiss sagte, die Aktion sei mehr als nur ein «PR-Gag für Swisscom-Produkte und -Dienstleistungen». Es sei vielmehr eine Bildungsinitiative zur Überbrückung des «berühmt-berüchtigten» digitalen Grabens. Etwas anderer Meinung ist die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS). Die SKS begrüsse zwar, dass etwas gegen den digitalen Graben unternommen werde, sagte SKS-Projektleiter Matthias Nast auf Anfrage der SDA. Aber in erster Linie handle es sich bei der Aktion um eine PR-Kampagne von Swisscom. Und dass sich das Seco dafür einspannen lasse, sei bedenklich. Denn dadurch entstehe eine Bevorzugung im Wettbewerb - und zwar für den grössten Wettbewerbsteilnehmer, der erst noch im Mehrheitsbesitz des Bundes sei.

Wie Deiss kein Problem sieht hingegen Rudolf Schiess, Leiter Regional- und Raumordnungspolitik beim Seco. Zusammenarbeiten von Bundesämtern mit Firmen aus der Privatwirtschaft gebe es ab und zu, sagte er. Das Seco schiesse in das vorliegende Projekt kein Geld ein. Es leiste einzig gewisse logistische Beiträge. Ausserdem habe das Seco verschiedene Bedingungen für die Zusammenarbeit gestellt. Zum einen müsse das Projekt etwas bringen für die Regionalpolitik des Bundes. Zum Beispiel werde durch die Kurse in Randregionen die Hemmschwelle gegenüber neuen Kommunikationsmitteln abgebaut, was die Wettbewerbsfähigkeit dieser Regionen verbesserte. Zudem müssten alle Interessierten an den Kursen teilnehmen können, nicht bloss Swisscom-Kunden. Und nicht zuletzt müsse das Bundesamt insgesamt seine Unabhängigkeit wahren können.

Dass Swisscom das Projekt nutzen könnte, um Eigenwerbung zu machen, könne natürlich sein, sagte Schiess. Das könne das Seco nicht kontrollieren. Aber er zähle auf die Mündigkeit der Kunden. Swisscom-Konkurrenten mochten die Beteiligung des Seco am Projekt am Mittwoch nicht kommentieren. «Es entspricht nicht unserer Politik, Aktivitäten unserer Konkurrenz oder des Seco zu beurteilen», sagte Sunrise-Sprecherin Muriel Mathis auf Anfrage. Orange schrieb, vom Seco nie für eine solche Zusammenarbeit kontaktiert worden zu sein. Beide Anbieter betonen, dass ihre Kunden sich jederzeit an Verkaufsstellen kostenlos beraten und schulen lassen könnten.