In den USA ist der TV-Journalist Jim Taricani vom Strafgericht in Providence (Rhode Island) zu einer Haftstrafe von 6 Monaten verurteilt worden, weil er einen Informanten geschützt hat, der ihm ein Videoband mit Beweisen für Korruptionsfälle in der Hauptstadt des Bundesstaates überlassen hatte. Wie die «New York Times» (NYT) in ihrer Freitagausgabe berichtet, muss Taricani, ein langjähriger Reporter für den Lokal-TV-Sender WJAR, möglicherweise die Haftstrafe absitzen, wenn er am 9. Dezember rechtskräftig verurteilt werden sollte. Taricani sei wohl nicht der erste Journalist, der wegen Quellenschutz ins Gefängnis muss, aber der erste überhaupt, dessen Weigerung, seine journalistische Quelle zu nennen, als krimineller Vorgang gewertet wird.
Der TV-Reporter, der seit 30 Jahren seinen Dienst versieht, erklärte nach der Verhandlung, er hätte sich nie vorstellen können, dass er ins Gefängnis müsse, «nur weil ich meinen Job tue». Ernest C. Torres, Gerichtspräsident des Federal District Court in Providence, wandelte die zivile Anklage in eine strafrechtliche um, nachdem sich Taricani geweigert hatte, den Namen des Informanten preiszugeben. Lucy Dalglish, Vorsitzende des Reporter's Committee for Freedom of the Press, erklärte dem New Yorker Blatt, Taricanis Fall sei unüblich. Er werde bestraft, weil er seine Quelle schütze und nicht, weil er die Bekanntgabe der Quelle verweigere.
Freitag
19.11.2004