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Dienstag
28.06.2005

Nach Angaben der französischen Behörde zur Korruptionsvorbeugung SCPC (service central de prévention de la corruption) besteht bei den französischen Literaturpreisen die «Gefahr eines Interessenkonflikts». «Es ist schwierig, die Jurymitglieder, die im allgemeinen Autoren literarischer Werke sind, und die Verlagshäuser, die sie veröffentlichen, voneinander zu trennen», heisst es in dem Bericht, den der französische Premierminister Dominique de Villepin und Justizminister Pascal Clement erhalten haben.

«Unser einziges Ziel ist es, angesichts der auf dem Spiel stehenden Geldsummen die Aufmerksamkeit auf mögliche Entgleisungen zu richten», betonte die von einem Berufsrichter geleitete SCPC, deren Aufgabe es ist, Informationen zur Vorbeugung von Bestechungsaffären zu sammeln und den Behörden mitzuteilen. Kritisiert wird in dem Bericht vor allem die Vorgehensweise zur Benennung der Jurymitglieder bei den verschiedenen Literaturpreisen. Angeprangert wird auch die «Konzentration» in der Welt der Literatur zwischen Verlagswesen, Vertrieb, Werbung und Kritik. Es bestehe weiter die Gefahr eines unlauteren Wettbewerbs auf Grund der Marktkonzentration.

In Frankreich werden jedes Jahr 1500 Literaturpreise vergeben. Dem breiten Publikum sind allerdings nur die renommiertesten wie etwa der Goncourt-, Medicis- oder Femina-Preis bekannt. Preisgekrönte Bücher werden in Frankreich häufig Bestseller. Die Auszeichnung mit einem Goncourt bedeutet für einen unbekannten Autor im Durchschnitt 200 000 verkaufte Exemplare und für einen bekannten 800 000.