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Montag
12.09.2005

Kompaktzeitungen werden künftig zum Standarformat für Tageszeitungen, doch sollten sich Verleger den Wechsel vom Broadsheet zu einem handlicheren Format gut überlegen. Diesen Ratschlag erteilte Jim Chisholm am Montag US-Verlegern an einer Tagung des Amerikanischen Zeitungsverlegerverbands in der US-Hauptstadt Washington zum Thema «Free vs. Paid/Tabloid vs. Broadsheet». Chisholm leitet für die World Newspaper Association (WAN) ein Strategieprojekt unter dem Titel «Shaping the Future of the Newspaper».

Laut WAN haben in den vergangenen zwei Jahren weltweit 60 Tageszeitungen ihre Formate verringert. Dabei seien viele Verleger vom Erfolg der britischen Tageszeitung «Independent» verführt worden, doch hätten sie nicht bedacht, dass die Verringerung des Formats auch Probleme bei der Anzeigenbewirtschaftung hervorgerufen habe. Ausserdem würden viele Verleger nicht berücksichtigen, dass beim Formatwechsel durch eine neue Spaltenaufteilung ein Verlust von 11% des Anzeigenraums resultieren würde. Und letztlich seien nicht alle Verleger mit einem Zuwachs der Verkaufsauflage belohnt worden.

Die beste Lösung beim Formatwechsel sei die Wahl des so genannten Berliner Formats, weil es von der Grösse zwischen einer Broadsheet- und einer Kompaktzeitung liege, jedoch den Vorteil besitze, dass es auf den gleichen Maschinen wie ein Broadsheet gedruckt werden könne, was eine bessere Spaltenaufteilung der Seite ermögliche.

«Das Berliner Format ist in vielen europäischen Märkten sehr populär gewesen, aber offenbar wollten viele Verleger rasch das Format halbieren, anstatt sich Gedanken darüber zu machen, welches die optimale Grösse für ihre Zeitung sein kann», erkärte der WAN-Experte weiter. Das Berliner Format besitze ausserdem die Option für einen Wechsel zum A4-Format, das in Zukunft sehr populär werden könne, meinte er. «Und ich glaube, das kündigt den nächsten Trend im Zeitungsdesign an.»

Im Rahmen ihrer Zukunftsforschug analysiert die WAN das Phänomen des Formatwechsels und will im November in Athen anlässlich der World Editor und Marketeer Conference & Expo eine entsprechende Studie vorstellen. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit fünf Partnern erarbeitet, aus der Schweiz beteiligt sich daran die PubliGroupe.