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Montag
22.10.2007

Die Medien im Ausland haben im Vorfeld der Wahlen intensiver über die Schweiz berichtet. Dabei wurde das «Phänomen Blocher» eingehend zelebriert. Das veranlasst auch den Kommentator von «Le Monde» von einem Sieg des «populistischen und ausländerfeindlichen» Christoph Blocher zu schreiben. Langfristig wackle die Konkordanz, ist die «Süddeutsche Zeitung» überzeugt. «Schluss mit Kuscheln» titelt das Münchner Blatt den Kommentar. Jede einzelne Wahl zeige: «Immer mehr Schweizer hätten viel lieber eine Richtungsregierung statt der Berner Super-Koalition.»

Für das «Handelsblatt» entwickeln «auch die harmoniebedürftigen Schweizer, die bislang stets nur eine Allparteienregierung als politische Führungsmannschaft kennen, eine Neigung zu klaren Positionen». Aus der beginnenden Polarisierung der Schweiz auf ein Auseinanderdriften der eidgenössischen Willensnation zu schliessen, wäre jedoch ein gewaltiger Trugschluss. Denn das politische System der Schweiz sei wie kein anderes auf der Welt von Misstrauen und Korrekturmöglichkeiten gegenüber den Mächtigen geprägt.

Für den «Corriere della Sera» ist die Schweiz am Sonntag ein «normales Land» geworden. Der Rösti- und Polentagraben sei überwunden; die Schweiz sei nicht mehr in drei Landesteile geteilt. Wie fast überall auf der Welt sei das Land nun in zwei politische Lager gespalten.
Die Schweiz sei kein Sonderfall, stellt auch «Die Presse» in Österreich fest. Von einer Machtübernahme durch die SVP sei das Land trotz allem weit entfernt. Auch «Spiegel online» ortet nur «ein bisschen Sieg für Blocher». Eine Revolution finde nicht statt: das Schweizer System des Ausgleichs werde auch künftig regieren.

«La Repubblica» vertritt gar die Meinung, dass die SVP ihre «fremdenfeindliche und populistische Propaganda» nun aufgeben wird, um ihre Allianzpartner nicht länger in Verlegenheit zu bringen. Die belgische Tageszeitung «Le Soir» meint kurz und bündig: Die Schweiz, die zu den reichsten Ländern des Planeten gehöre, sei «seit 15 Jahren ein Labor für Populisten». Unser Land sei ein Vorbild für Zauberlehrlinge, die einfach sagen: «Schlagt fest zu, habt die Unterstützung von Wirtschaftskreisen, greift nicht die wirklichen Probleme auf, sondern schiebt den Misskredit aufs Ausland. Morgen seid ihr an der Macht.» Eine These, welche die SVP-Dominanz, durch die ausländische Brille gesehen, weiter zu erklären versucht.

Die «Stuttgarter Zeitung» verweist auf die Volksbegehren der SVP gegen den Bau von Minaretten und erklärt im Kommentar: Die rechte Volkspartei konnte mit ihren Warnungen vor einer Islamisierung und dem Vormarsch gegen islamische Scharia-Gesetze punkten. «Das Wahlergebnis muss daher eine Warnung für Europa sein», wird festgehalten. Als «Schweizer Intoleranz» bezeichnet die spanische Tageszeitung «El Pais» den Wahlausgang. «Der Sieg einer fremdenfeindlichen Partei von gestern droht den Rassismus an die Macht zu bringen», orakelt der spanische Beobachter über die Schweizer Politik.