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Freitag
20.02.2009

Ein aktueller «Weltwoche»-Artikel, in welchem der SRG-Internet-Plattform Swissinfo vorgeworfen wird, bei der Berichterstattung rund um den Fall der Brasilianerin Paula O. eine «unrühmliche Rolle» gespielt zu haben, sorgt auf verschiedenen Ebenen für Unruhe. Die «Weltwoche» wirft Swissinfo vor, die Geschichte vom Überfall, der sich bald als fingiert herausstellen sollte, als erstes internationales Medium prominent und unkritisch aufgenommen zu haben. Zudem habe die mehrsprachige Online-Zeitung auch an falschen Behauptungen von Paula O. festgehalten, als diese längst widerlegt waren.

Diesen Artikel nimmt die Zürcher SVP zum Anlass für eine heftige Attacke auf die staatlich finanzierte Webseite, welche zum Ziel hat, Auslandschweizer über das Geschehen im Heimatland auf dem Laufenden zu halten und den Bekanntheitsgrad der Schweiz im Ausland zu fördern. «Swissinfo hätte als staatsfinanzierter Sender die Aufgabe, sachgerecht und objektiv zu informieren, statt Behauptungen und Falschinformationen zu verbreiten und die Schweiz und ihre Bevölkerung im Ausland schlecht zu machen», heisst es in einer SVP-Mitteilung vom Donnerstag.

Nationalrat Christoph Mörgeli werde in der kommenden Frühjahrssession mit einem Vorstoss fordern, dass Swissinfo keinerlei staatliche Gelder mehr bekommt, da diese Plattform der Schweiz im Ausland massiven Schaden zufüge.

In einem Communiqué vom Donnerstagnachmittag wehrt sich Swissinfo gegen die in der «Weltwoche» erhobenen Vorwürfe. «Von Anfang an hat sich die portugiesischsprachige Redaktion von Swissinfo bemüht, ausgewogen und faktentreu über diese traurige Geschichte zu schreiben», heisst es in der Mitteilung. Man habe über die öffentliche Empörung in Brasilien und in der Schweiz berichtet, diese aber nicht ausgelöst. Auch die «unerwarteten weiteren Entwicklungen» habe man verfolgt und den Lesern mitgeteilt.

Für Unruhe sorgt der «Weltwoche»-Artikel auch bei der Zürcher Stadtpolizei. Die Zeitschrift bezog sich bei ihrem Artikel unter anderem auf ein Protokoll der polizeilichen Einvernahme von Paula O. Die Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl und die Staatsanwaltschaft I des Kantons Zürich haben daraufhin ein Verfahren gegen unbekannt eingeleitet, wie sie am Donnerstag mitteilten. Dabei stehe nicht nur die Frage einer Amtsgeheimnisverletzung im Fokus. Noch stehe nicht fest, ob eine solche vorliege. Die Berichte in den Medien über die Befragung der Frau träfen teilweise zu.