Der Tessiner Fotograf und Fernsehreporter Giorgio Keller (68) hatte hochtrabende Pläne. Er wollte den Schweizer Sportjournalistenverband (sportpress.ch) in Schwung bringen. Er holte den Kongress des Internationalen Verbands (AIPS) 2026 in die Schweiz.
In einem Interview mit dem Klein Report nach seiner Wahl zum Präsidenten im November 2024 stellte er in Aussicht, ein Golfturnier zu organisieren und die Fussball-Meisterschaft der Sportjournalisten wiederzubeleben. Nicht frei von Pathos sagte er damals: «Ich will ein Präsident für alle Landesteile sein. Aber selbstverständlich habe ich ein offenes Ohr für die Anliegen aus meiner Tessiner Heimat. Sportjournalist ist noch immer ein Traumberuf.»
Rund acht Monate später bleibt nur Schall und Rauch. Per Communiqué vermeldet sportpress.ch den Rücktritt Kellers «aus persönlichen Gründen». Bis auf Weiteres übernimmt Vizepräsident Sandro Mühlebach, bei Keystone-SDA stellvertretender Chefredaktor und Leiter der deutschsprachigen Dienste, das Präsidium.
Dieses Engagement sei aber bis zur nächsten Delegiertenversammlung im Herbst 2026 befristet, so Mühlebach gegenüber dem Klein Report am Freitag. Aus beruflichen und familiären Gründen fehle ihm die Zeit für dieses Amt. Ausserdem sei er nicht mehr vollamtlicher Sportjournalist.
So ist der Verbandsvorstand nur noch dünn besetzt: neben Mühlebach mit Patricia Loher und Vedran Galijas. Und Lohrer scheidet 2026 (aufgrund der Amtszeitbeschränkung von zwölf Jahren) aus dem Gremium aus.
Kellers Abgang verläuft nicht ohne Nebengeräusche. Die vorgeschobenen «persönlichen Gründe» sind dehnbar.
In der Branche gilt der Tessiner nicht unbedingt als bürokratischer Detailarbeiter und Repräsentant der dosierten Führungsstrategie. Hinter vorgehaltener Hand heisst es, dass seine Betriebsamkeit an die Grenze des Zumutbaren gegangen sei.
Dazu gehört auch die Nomination für den AIPS-Kongress 2026. Welche organisatorischen und finanziellen Auflagen zu erfüllen sind, weiss bei sportpress.ch derzeit noch niemand.
So darf man gespannt sein, wie es weitergeht – und wer den Scherbenhaufen zusammenwischt. Für eine persönliche Stellungnahme war Giorgio Keller vom Klein Report am Freitag nicht zu erreichen.
