In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» vom Mittwoch wünscht sich Redaktionsleiter Klaus Vieli unter anderem, dass «10vor10» die Sexualität stärker thematisiere. Vieli leitet die «10vor10»-Redaktion seit gut einem Jahr. Auzüge aus dem Interview:
Nach der Lockerheit der Sendung befragt:
«... Heute haben die Leute von der Politik genug und sind an anderen Beiträgen interessiert. Zum Beispiel an der Geschichte von Rosemarie Voser, die auf ein Spenderherz wartete.»
Nach der Zufriedenheit mit der Quote befragt:
«Unser Publikum zahlt recht hohe Konzessionsgebühren. Was relevant ist und was nicht, muss sich auch nach den Interessen der Zuschauer richten. Insofern bin ich mit der Einschaltquote recht zufrieden. 10vor10 hat im letzten Jahr als eine der wenigen Newssendungen im deutschsprachigen Raum leicht zugelegt.»
Nach dem falschen ZKB-Abschiedsbrief befragt:
«Das war ein dummer Fehler, der mir Leid tut. Ich selber war an diesem Tag als Reporter unterwegs. Verantwortlich für die jeweilige Sendung ist der Produzent. Die Verantwortung ständig zu kontrollieren, gehört tatsächlich nicht zu meinem Führungsstil. Es macht die Leute klein und ängstlich.»
Nach einem lüsternen Beitrag zu einem Sexclub in der Nähe von Zürich befragt (Brisanz: Autor und Besitzer kannten sich persönlich):
«Autor und Besitzer kennen sich, weil der Besitzer früher bei der Polizei arbeitete, aber mehr ist da nicht. Dass ich einen Beitrag befehle, kommt extrem selten vor, im vorliegenden Fall war es nicht so. Davon abgesehen hoffe ich aber, dass Sex in der Schweizer Bevölkerung - und auch bei unserer Redaktion - eine grössere Rolle spielt als in unserer Sendung. Ich kann diese Angst vor Informationsbeiträgen zur Sexualität nicht verstehen. Ich finde im Gegenteil, dass wir mehr zu diesem Thema bringen müssen; wir sind journalistisch immer noch verklemmt.»
Nach der Nähe zu den Poträtierten befragt:
«... Es gibt wohl nur wenig Journalisten, die so oft in privaten Jets mitgereist sind wie ich, um die nötige Nähe herzustellen. Nur schliesst eine unvoreingenommene Aufmerksamkeit kritische Fragen keinesfalls aus.»
Mittwoch
14.07.2004