Der Verwaltungsrat von Radio-Télévision Suisse Romande (RTSR) hat am Dienstag seine Entscheide in der Kinderpornoaffäre um ein Kadermitglied beim Westschweizer Radio RSR bekannt gegeben. Demnach erhält der Informatiker Jorge Resende, der die Affäre im März dieses Jahres publik gemacht hatte, «eine finanzielle Abgeltung und ein Outplacement-Coaching nach den üblichen Bedingungen», wie es in der Mitteilung heisst. Hingegen lehnt der Veraltungsrat eine Wiedereinstellung des fristlos Entlassenen ab, da er ab 2007 «mehrmals seine Vertraulichkeitspflicht verletzt hat, damit seinem direkten Vorgesetzten Schaden zufügen wollte und aufgrund seiner wiederholten Machenschaften das Vertrauen seiner Vorgesetzten verloren hat», wie es wörtlich heisst.
Entlassen wird auch das Kadermitglied, bei dem die umstrittenen Dateien gefunden worden waren. Damit geht der Verwaltungsrat «über die 2005 verhängten Sanktionen hinaus», wie er schreibt. «Gerechtfertigt ist dieser Schritt insbesondere wegen des Ausmasses, das die Affäre angenommen hat, und des Zwists, der damit im Unternehmen entstanden ist.» Auch ihm soll die Finanzierung eines Outplacement-Coaching nach den üblichen Bedingungen angeboten werden.
Einen herben Tadel muss Radio-Direktor Gérard Tschopp einstecken: Der Verwaltungsrat «hat zur Kenntnis genommen, dass der Direktor von RSR Fehler in Management und Kommunikation der Krise gemacht hat», heisst es wörtlich. Die Arbeitsweise der Direktion müsse darum verbessert werden, und die Führungsprozesse seien zu überprüfen. «In Anbetracht der Gesamtleistungen des Direktors RSR, seines persönlichen Engagements, des Markterfolgs von RSR sowie der ausgezeichneten Reputation der Programme» sei der Verwaltungsrat aber «überzeugt, dass die erwähnten Mängel behoben werden können». Das Vertrauen gegenüber Gérard Tschopp werde deshalb erneuert und er «beauftragt, die Zusammensetzung seiner Geschäftsleitung und die Führungsprozesse zu überprüfen».
Mit diesen Entscheiden folgt der RTSR-Verwaltungsrat den Empfehlungen, die der frühere Waadtländer Kantonsrichter Jacques Reymond gestützt auf seine Untersuchung gemacht hat. Das Kadermitglied hatte 2005 kinderpornografische Bilder vom Internet heruntergeladen. Ein Informatiker entdeckte die Fotos und meldete sie der Direktion. Sie verwarnte das Kadermitglied, sah aber von weiteren Schritten ab. - Siehe auch: Informatiker des Westschweizer Radios tritt in Hungerstreik, Streikdrohung beim Kinderporno-Skandal von RSR ausgesetzt und Ex-Kantonsrichter untersucht Kinderporno-Affäre bei Radio RSR
Dienstag
08.07.2008