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Freitag
03.08.2007

Eine Deliktssumme von 52 Millionen Euro, 27 Angeklagte, eine 165 Seiten umfassende Anklageschrift, mindestens 87 nachgewiesene Fälle und ein Strafmass von bis zu 15 Jahren für die Hauptangeklagten - das sind einige Zahlen, die den Umfang des «Falles Ruzicka» illustrieren. Alexander Ruzicka war CEO der internationalen Mediaagentur Aegis und sitzt seit Oktober 2006 in Untersuchungshaft. Weitere Angeklagte sind laut dem Branchendienst Horizont Heinrich Kernebeck und David Linn sowie der Wiesbadener Wirtschaftsanwalt Cornelius Weber. Ebenfalls eine wichtige Rolle zu spielen schien die ehemalige Aegis-Mitarbeiterin Claudia Jackson, die sich in Argentinien aufhalten soll, und nach der die Polizei sucht.

Laut Horizont wurden seit 2002 Kickbacks im Wert von rund 9 Millionen Euro, die von den TV-Sendern an Aegis Media vergeben wurden, sukzessive abgezweigt. Von Aegis gingen dabei diverse offizielle Rechnungen für Projektaufträge an eine Agentur, die diese umgehend beglich. Danach erhielt die Agentur, gegen deren Inhaber noch ermittelt wird, von Aegis jeweils eine Gutschrift über 75 Prozent des Rechnungsbetrags als Barscheck. Über einen Grossteil dieser Barsummen folgten im nächsten Schritt Rechnungen einer Scheinfirma an besagte Agentur.

Die Geldströme seien über ein internationales Geflecht von Scheinfirmen geflossen, das von Dubai über Hongkong bis nach Südafrika gereicht habe. Zu den deutschen Firmen, an denen Ruzicka entweder alleine oder gemeinsam mit anderen Angeklagten oder Beschuldigten beteiligt war, gehören Camaco, Watson Communication, Life 2 Solutions und Ortago, wobei diese Firmen ausschliesslich der Geldwäsche gedient haben sollen.

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen sei auch mehrfach der Name der Wiesbadener Werbeagentur Zoffel Steiger Gruppe gefallen. Gegen den Agenturinhaber Reinhard Zoffel wird laut Horizont wieder ermittelt, nachdem sein Name vorübergehend von der Liste der Beschuldigten gestrichen worden war. Zoffel bestreitet, dass er an Manipulationen oder persönlichen Bereicherungen bewusst mitgewirkt habe. Nicht mehr ermittelt werde gegen seinen einstigen Agenturpartner Volker Hoff, der inzwischen hessischer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten ist. - Siehe auch: Ex-Aegis-CEO Ruzicka im Herbst vor Gericht