Der Bundesrat beurteilt die Situation des Buchmarktes in der Schweiz als gesund, wie er in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht zu einem Postulat der Zürcher Nationalrätin Vreni Müller-Hemmi schreibt. Der in Verlagen und Buchhandlungen erwirtschaftete Umsatz mit Büchern sei zwischen 1996 und 2004 stabil geblieben. Einige Verlage und Buchhandlungen seien zwar geschlossen worden, doch dies vor allem in den Gebieten, wo ihre Dichte am höchsten war. Es habe sich somit um eine durchaus mit andern Wirtschaftszweigen vergleichbare Strukturanpassung gehandelt. Die Entwicklung des schweizerischen Buchmarktes widerspiegle damit die Konjunkturverzögerung zwischen 2000 und 2001, die sich auf die spezifischen Gegebenheiten der Branche niedergeschlagen habe. Die Branche sei dem gesamten Markt gefolgt und könne somit als stabil bezeichnet werden. Das Produktionsniveau der Titel in der Schweiz sei im Übrigen ähnlich wie in anderen europäischen Ländern von vergleichbarer Grösse (Österreich, Schweden, Finnland). Pro Jahr werden rund 300 neue literarische Werke von in der Schweiz lebenden Autorinnen und Autoren verlegt.
Aus diesen Gründen ist die Landesregierung zurückhaltend zu Vorschlägen, das Lesen von Büchern zu fördern und die Attraktivität des Buchs in der Schweiz zu steigern, um auf diese Weise den Kreislauf der Buchwirtschaft zu beschleunigen. Der Bundesrat bezeichnet diese Massnahmen als interessant, macht sie aber von Bedingungen abhängig und verweist in diesem Zusammenhang auf knappe Finanzen.
Der Schweizer Buchhändler- und Verlegerverband SBVV hat sich zum Bericht des Bundesrates «erstaunt über das vorschnelle Fazit» gezeigt. Dieser Befund stehe «in offenem Widerspruch mit der wissenschaftlichen Untersuchung der Universität Zürich (Josef Trappel), die der Bundesrat selbst angefordert hat», schreibt der SBVV. Von diesem «nicht nachvollziehbaren pauschalen Verdikt» habe sich sowohl der Verfasser distanziert, wie auch die Schweizer Buchbranche und mit ihnen die Autorinnen und Autoren der Schweiz.
Mittwoch
28.06.2006