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Sonntag
09.05.2004

Wenn am Mittwoch die 57. Filmfestspiele in Cannes eröffnet werden (12. bis 23. Mai), wird die Schweiz einmal mehr nicht im Wettbewerb vertreten sein. Dennoch: «Dieses Jahr ist die Schweizer Präsenz sogar noch stärker als in den vergangenen Jahren», sagt Micha Schiwow, Direktor von Swiss Films, der Organisation, die mit der Promotion des Schweizer Filmschaffens im In- und Ausland betraut ist. Ausser Konkurrenz ist «Notre musique» des 73-jährigen Jean-Luc Godard mit Musik etwa von Sibelius, Arvo Pärt und Meredith Monk zu sehen. In der Sektion «Un certain regard» ist «Bienvenue en Suisse», eine minoritäre Koproduktion von Léa Fazer, zu sehen. Ebenfalls eine Schweizer Minderheitsbeteiligung ist «Un crime étrange» von Robert Ando in der «Semaine de la Critique».

Seit rund fünfzehn Jahren würde «die Schweiz im Ausland nicht mehr als kreatives Filmland wahrgenommen». Cannes richtet sich nach Schiwows Einschätzung mehr nach Asien als nach Europa oder der Schweiz aus. Im Bereich Spielfilm gebe es in der Schweiz zudem nicht die materiellen Rahmenbedingungen, die eine erfolgreiche Produktion möglich machen. Aus diesem Grund sei man, wie bereits in den vergangenen Jahren, vor allem mit minoritären Koproduktionen in Cannes vertreten.

Unter dem Jury-Vorsitz von US-Regisseur Quentin Tarantino konkurrieren am diesjährigen Wettbewerb 18 Filme um die «Goldene Palme». Dabei sollen wieder mehr internationale Filme gezeigt werden. Für Aufsehen sorgen wird Michael Moore und seiner Dokumentation «Fahrenheit 911». Überhaupt, die USA stellt vier Titel im Wettbewerb. Auch der Abschlussfilm und fünf weitere Titel, die ausser Konkurrenz laufen, kommen aus den USA. Der grosse US-Auftritt an der Croisette kann als Versöhnungsangebot des künstlerischen Leiters Thierry Fremaux an Hollywood interpretiert werden, das im Vorjahr - neben kleinen und unabhängigen Produktionen wie «Brown Bunny» und «Elephant» ? nur mit einer Studioproduktion vertreten war. Mit dem von Kritikern gelobten Film «Dogville» des Dänen Lars van Trier ging das letztjährige Festival für viele Amerikaner zudem mit einem bitteren «anti-amerikanischen» Nachgeschmack zu Ende.

Erstmals auch hält ein thailändischer Film, «Tropical Malady», Einzug in den Wettbewerb. Auch Deutschland ist nach elf Jahren Absenz mit dem Film «Die fetten Jahre sind vorbei» von Hans Weingartner wieder vertreten. Neben den neuen Namen stellen sich in Cannes aber auch wieder bereits preisgekrönte Regiegrössen ein: Emir Kusturica mit «Life is a Miracle» und die Brüder Ethan und Joel Coen mit der schwarzen Komödie «The Ladykillers». Ebenfalls im Rennen um die «Goldene Palme» stehen zwei Trickfilme: Aus den USA stampft das grüne Monster «Shrek 2» über die Leinwand, und als intellektuelles Gegengewicht kommt aus Japan das Manga «Innocence» von Mamoru Oshii.