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Montag
23.03.2009

Weil auf einem Grossplakat der Modekette «Tally Weijl» zu viele Worte stehen, haben die Zürcher Behörden einen bereits gebuchten Aushang an einem Baugerüst am Zürcher Bahnhofplatz abgelehnt. Das 21 Meter breite und 12 Meter hohe Plakat zeigt eine liegende (bekleidete) Frau und den Slogan «I fight to protect the little wave riders». Es hätte drei Wochen lang an einem Baugerüst am Zürcher Bahnhofplatz auf die neue Frühjahrskollektion von Tally Weijl aufmerksam machen sollen. Die vom Entscheid ausser Tally Weijl betroffene Plakatfirma Paron (Affichage-Gruppe) schrieb am Montag von einem Auftrag im Wert von 100 000 Franken, der so verhindert worden sei. «Mit solchen willkürlichen Entscheiden gefährden die Stadtbehörden Arbeitsplätze», heisst es in der Mitteilung.

Zur Begründung hat die Dienstabteilung Verkehr, Sachbearbeitung Reklame, laut Paros wie folgt argumentiert: «Das vorgelegte Sujet weist zu viele Worte auf. Bei weniger (nur 3 Worte) ist das Sujet allerdings kein Problem und würde unsere Zustimmung erhalten.» In der Begründung wird auf die Verkehrssicherheit verwiesen, «wo auch in der heutigen Zeit keine Kompromisse gemacht werden dürfen.» «Für Tally Weijl kommt eine Abänderung des Slogans aus werbetechnischen Gründen nicht in Frage, weil sonst die Botschaft verwässert würde», schreibt Paron dazu. Die Basiskampagne mit kleineren Plakatformaten, die alle das gleiche Sujet tragen, sei bereits schweizweit ausgehängt.

In ihrem Aussand zum Thema schreibt die Plakatfirma, pikanterweise hänge seit Wochen am Zürcher Stadthaus ein amtlich bewilligtes Grossplakat der kroatischen Künstlerin Jelena Martinovic, das nicht 3, sondern 76 Wörter trägt. «Von der viel befahrenen Quaibrücke aus ist das Text-Poster bestens zu sehen und müsste - aus behördlicher Sicht - noch viel gefährlicher sein als das Tally-Weijl-Plakat». «Dieser Entscheid ist auch aus konjunktureller Sicht nicht nachvollziehbar», wird Paron-Geschäftsführer Ernst Fuhrer zitiert: «Während der Staat Hunderte von Millionen Steuergeldern in die Wirtschaft pumpt, wird die Werbung als Schwungrad des Konsums durch unsinnige Verbote behindert.»