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Freitag
21.03.2003

Also doch nicht zwei Pendlerzeitungen: Wie die Tamedia am Freitagabend mitteilte, übernimmt die Express Zeitung AG stufenweise die 20 Minuten (Schweiz) AG. Die Express Zeitung AG gehört zu 82% der Tamedia AG und zu 17,5% der Berner Zeitung AG. Ihr eigenes Projekt «Express» wird damit drei Tage vor der geplanten Lancierung am Montag gleich wieder eingestampft. Stattdessen erscheint bis zum Abschluss der Untersuchung durch die Wettbewerbskommission weiterhin der bewährte «ZürichExpress», der von Tamedia und Neue Zürcher Zeitung AG verlegt wird.

Keine Entlassungen: Tamedia will den rund 40 Mitarbeitenden der Express Zeitung AG und dem «Tagblatt der Stadt Zürich» einen anderen Arbeitsplatz anbieten. Die 70 Mitarbeitenden von «20 Minuten» sollen auch weiterhin bei der Pendlerzeitung arbeiten können. «Ich bin mit dieser Lösung sehr zufrieden - mit der Tamedia und der Berner Zeitung. Jetzt ist die Situation auf dem Pendlermarkt klar», sagte Rolf Bollmann, Geschäftsführer der 20 Minuten (Schweiz) AG, am Freitagabend dem Klein Report. Und weiter: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass jetzt noch ein anderer Mitbewerber in diesen Markt einsteigt, haben wir doch die zwei stärksten Regionalverleger im Boot.»

Die Beteiligung an der 20 Minuten (Schweiz) AG erfolgt vorbehältlich der Zustimmung durch die Eidgenössische Wettbewerbskommission. Sofern die Wettbewerbsbehörden zustimmen, übernimmt die Express Zeitung AG zunächst 49,5% der 20 Minuten (Schweiz) AG. Die restlichen 50,5% bleiben bei der 20 Minuten Holding AG, Zürich, sie werden aber bis Ende 2006 in zwei weiteren Schritten ebenfalls an die Express Zeitung AG verkauft. Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt die Managementkontrolle über «20 Minuten» bei der 20 Minuten Holding AG und deren Aktionären. Über die Modalitäten der Transaktion wurde von den beteiligten Parteien Stillschweigen vereinbart. Nach Genehmigung der Beteiligung an «20 Minuten» durch die Wettbewerbskommission tritt das «Tagblatt der Stadt Zürich» mit gleicher Herausgeberschaft an die Stelle des «ZürichExpress».

«Wir sind überzeugt, dass wir mit den neuen Aktionären ideale Partner gefunden haben, um 20 Minuten erfolgreich weiter zu entwickeln,» sagt Martino Bammatter, Präsident des Verwaltungsrates der 20 Minuten (Schweiz) AG. «Die Verkaufsverhandlungen gingen relativ rasch über die Bühne und wurden in aller Fairness und Sportlichkeit geführt. Es war ein kurzer Coup», sagte Bammatter am Freitagabend dem Klein Report. Dennoch umfasse nach Angabe von Bammatter das Vertragswerk mit allen Beilagen geschlagene 100 Seiten.

20 Minuten (Schweiz) AG gehörte bis anhin zu 100% der ebenfalls in Zürich domizilierten 20 Minuten Holding AG. Diese befindet sich im Besitz des führenden skandinavischen Medienhauses Schibsted ASA, der Investmentgesellschaft Apax sowie einer Gruppe von Schweizer Aktionären, unter denen die Müller-Möhl Gruppe (MMG) der Bedeutendste ist.

«Wir haben Respekt vor der unternehmerischen Leistung von 20 Minuten. Tamedia hat sich nach eingehender Analyse entschieden, in diesem attraktiven Lesersegment aktiv zu werden. Die Beteiligung an der 20 Minuten (Schweiz) AG, die mit ihrer Pendlerzeitung über 526 000 Leserinnen und Leser bedient, ist für uns ein wichtiger Schritt», sagt Martin Kall, Vorsitzender der Unternehmensleitung von Tamedia. «Die Berner Zeitung ist in allen wesentlichen Medienbereichen tätig. Deshalb ist es für uns nur folgerichtig, uns auch im Zukunftsmarkt Pendlerzeitungen zu engagieren», sagt Albert P. Stäheli, CEO der Espace Media Groupe. Alle Parteien sind - auch nach eingehender Analyse der internationalen Märkte - überzeugt, dass es in der Schweiz nur für eine Pendlerzeitung Platz hat.