Der Führungsstreit beim amerikanischen Medienkonzern Viacom ist beendet. Mel Karmazin, bislang die Nummer zwei des Unternehmens und einer der bekanntesten Medienmanager der USA, ist zurückgetreten, wie «Financial Times Deutschland» am Mittwoch berichtet. Vier Jahre lang hatte Karmazin mit der Nummer eins, dem Firmenpatriarchen Sumner Redstone, um die Hoheit über das Tagesgeschäft gerungen. Mit dem Rücktritt Karmazins ist die künftige Führungsstruktur des drittgrössten US-Medienkonzerns, zu dem unter anderem MTV und die Paramount Studios gehören, wieder völlig offen. Karmazins Aufgaben als geschäftsführender Vorstand werden nun auf zwei Personen aufgeteilt: Tom Freston, Langzeitchef bei den MTV Networks, und Leslie Moonves, Leiter von CBS. Beide wurden offiziell als potenzielle Nachfolger Sumner Redstones vorgestellt.
Doch der 80-jährige Redstone hat nicht vor, so schnell die Zügel aus der Hand zu geben: Zwar kündigte er an, sich spätestens in drei Jahren vom Vorstandsvorsitz auf den Posten des Chairmans zurückzuziehen. Das hatte er aber auch schon 1999 gesagt, als Viacom mit dem Fernsehunternehmen CBS verschmolz. Karmazin, der vom CBS-Chef zum Viacom-Vorstand aufstieg, musste machtlos mitansehen, wie die Drei-Jahres-Frist verstrich, ohne dass der Patriarch auch nur ein Stückchen seiner Macht abgab. Redstone beantragte erst vor einer Woche, seine Tochter Shari in den Verwaltungsrat aufzunehmen. Karmazin war gegen diese Entscheidung. «Es kann nur ein Alphatier bei Viacom geben, und Redstone kontrolliert einen Gutteil des Konzerns», sagte Analyst Dennis Fitzpatrick von First Investors Management. Die Redstones halten 15 Prozent der Aktien, kontrollieren aber 71 Prozent der Stimmrechte. - Mehr zu Viacom im Archiv
Mittwoch
02.06.2004