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Freitag
03.02.2006

Der Streit um die Mohammed-Karikaturen geht unvermindert weiter - allerdings mit unterschiedlichen Ergebnissen. So strich zum Beispiel der Fernsehsender «TV5 Monde» in der Nacht auf Freitag eine Reportage von «France 2» aus dem Nachrichtenprogramm, weil sie vor dem islamischen Gebetstag «sehr gefährliche Reaktionen» hervorrufen könnte, so Philippe Dessaint, Informationschef des Senders.

In der Zwischenzeit hat sich der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen über den Sender El-Arabija an die Bevölkerung der islamischen Länder gewandt. «Wir respektieren zutiefst alle Religionen einschliesslich des Islam. Für mich ist es wichtig, Ihnen zu sagen, dass die Menschen in Dänemark nicht die Absicht haben, Muslime zu beleidigen.» Sein Aussenminister stellte derweil klar, dass sich das Land nicht für die umstrittenen Karikaturen entschuldigen werde.

Die Worte, ausgesprochen in der Nacht auf Freitag, brachten bisher keine Entspannung. Im Gaza-Streifen umstellten ein Dutzend bewaffnete Palästinenser die EU-Vertretung und forderten deren Schliessung. Die Proteste richteten sich auch gegen die Gesandtschaften von Norwegen, Dänemark und Frankreich, die zur sofortigen Schliessung aufgefordert wurden.

In Jakarta drangen mehrere 100 Demonstranten in die dänische Botschaft ein und verbrannten eine Flagge. Und auch im Iran, in Indonesien, im Irak, in Syrien, Pakistan und Ägypten gingen nach dem Freitagsgebet hunderttausende Demonstranten auf die Strasse.

In den islamischen Ländern verzichten die Menschen derzeit auch auf Produkte aus dem Staate Dänemark. Die französische Supermarkt-Kette Carrefour, die auch in der Schweiz aktiv ist, stellte den Import dänischer Produkte nach Saudi-Arabien gar ein. In Jemen erlitten die einheimischen Importeure dänischer Produkte Einbussen in der Höhe von umgerechnet 6,642 Mio. Schweizer Franken.

Aber es gibt auch Nutzniesser: In diesem Fall sind es die Werbeagenturen in Saudi-Arabien, die im Dienste ihrer Kunden in den Zeitungen grossflächige Inserate schalten. In denen heisst es entweder, die Kunden hätten keine Produkte aus Dänemark im Angebot oder man schliesse sich dem Boykott der dänischen Ware an.

Wer jetzt noch immer nicht begriffen hat, dass Satire nicht alles darf, dem sollen die Worte des italienischen Kardinals Achille Silvestrini - im Namen des Papstes - nahe gelegt werden: Man könne über christliche Priester und die Gebräuche der Moslems Satire betreiben - aber nicht über Gott, den Koran oder Mohammed scherzen. - Mehr dazu: Schweizer Medien bedauern Reaktionen der islamischen Welt