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Dienstag
14.06.2005

Die französische «Libération»-Reporterin Florence Aubenas ist während ihrer fünfmonatigen Geiselhaft im Irak von ihren Entführern geschlagen worden. Das sagte die 44-Jährige am Dienstag bei ihrer ersten ausführlichen Schilderung der Geiselnahme vor den Medien. Die Kidnapper hätten sie eingeschüchtert und geschlagen, weil sie sich nicht an das von ihnen verhängte Redeverbot gehalten habe, sagte Aubenas in Paris weiter. Die Geiselnahme begann nach ihren Angaben am 5. Januar in einem Flüchtlingslager nahe der Universität von Bagdad. Vier bewaffnete Männer hätten sie und ihren Übersetzer Hussein Hanun in ihre Gewalt gebracht, sagte Aubenas.

Sie hätte fast die gesamte Zeit in einem acht Quadratmeter grossen Keller verbracht, der nur 1,50 Meter hoch war. Wochenlang seien ihre Hände und Füsse gefesselt gewesen, sie habe sich nur auf einer Matratze aufhalten dürfen. Aubenas wurde nach eigenen Angaben von den Geiselnehmern in der Regel als «Nummer sechs» angeredet. Hanun sagte der Tageszeitung «Le Monde», bei den Geiselnehmern habe es sich um Sunniten gehandelt, die «gegen die amerikanische Besatzung» ihres Landes seien. Die Geiselnehmer bezeichneten sich laut Aubenas häufig als Mudschaheddin, ihr Anführer liess sich als «Hadschi» anreden.

Wochenlang war Aubenas nach eigenen Angaben zusammen mit Hanun eingesperrt, ohne es zu wissen. Wegen des Redeverbots habe sie nicht mit dem Mann gesprochen, der als »Nummer fünf» bezeichnet wurde. «Wir waren beide zusammen in einem Keller, mit gefesselten Händen und verbundenen Augen», sagte Hanun. Nach Einschätzung von Reporter ohne Grenzen (RSF) wurde für die Freilassung von Aubenas und Hanun ein Lösegeld gezahlt. Auf die Versicherung von Ex-Aussenminister Michel Barnier, es habe keine Lösegeldzahlung gegeben, antwortete RSF-Generalsekretär Robert Ménard im Fernsehsender Canal plus: «Jeder weiss, dass das nicht wahr ist.» Allerdings sei er auch «überhaupt nicht schockiert, dass ein Lösegeld gezahlt wird». Dazu auch: Freilassung von Aubenas wurde angeblich erkauft