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Montag
19.09.2005

Der deutsche Journalisten-Verband ist verärgert über den Auftritt von Bundeskanzler Gerhard Schröder am Fernsehen nach der Bundestagswahl. Der Verband forderte eine Entschuldigung für den Vorwurf, das Ergebnis der Sozialdemokraten sei trotz Medienmacht und Medienmanipulation zu Stande gekommen, schreibt die deutsche Ausgabe der «Financial Times». Der Vorsitzende des deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Michael Konken, sagte, dieser Vorwurf sei völlig unverständlich. Der Regierungschef hatte unter anderem die Berichterstattung über Umfragen kritisiert, in denen die CDU/CSU und die FDP zu Beginn des Wahlkampfes scheinbar uneinholbar in Führung gelegen habe.

Dazu sagte der DJV-Chef, die regelmässige Veröffentlichung von Umfragewerten vor der Wahl sei Chronistenpflicht. «Es ist für mich völlig unverständlich, dass Schröder die Journalistinnen und Journalisten in Deutschland dem Generalverdacht der Parteilichkeit aussetzt.» Konken forderte Schröder auf, seine Anschuldigung zurückzunehmen. Die Medien hätten umfassend und fair über den Wahlkampf, die Kandidaten der Parteien und ihre Ziele berichtet.

Mehr als 13 Millionen Zuschauer konnten zudem mitverfolgen, wie sich das Verhältnis zwischen dem Kanzler und den Moderatoren Nikolaus Brender und Hartmut von der Tann im Verlauf der «Berliner Runde» zunehmend anspannte. Wechselseitig fielen sie sich ins Wort. Zudem warf Schröder den Moderatoren vor, gegen seine Kanzlerschaft zu sein. Brender wies daraufhin den Kanzler darauf hin, diese Form der Unterstellung gezieme sich nicht. Zudem drohte er, den Regierungschef während der Sendung nur noch mit «Herr Schröder» statt mit «Herr Bundeskanzler» anzusprechen.