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Mittwoch
29.12.2010

Ganz Bern spricht derzeit über den neuen Boxweltmeister Yves Studer. Allerdings gibt nicht nur Studers Boxduell mit dem Brasilianer Samir dos Santos Barbosa zu reden, sondern auch sein Wortgefecht mit dem «Bund»-Journalisten Ane Hebeisen. Während der «Bund» künftig nur noch vereinzelt über Kämpfe von Studers «Boxing Kings»-Stall berichten will, berichtet der Gratisanzeiger «Berner Bär» in der aktuellen Ausgabe umso mehr über die hitzige Boxgala am vergangenen Sonntag. Dabei spart das Gratisblatt aus dem Hause Tamedia auch keine Details über das Gezicke zwischen dem Boxer und dem Journalisten aus.

Die Geschichte an sich ist schnell erzählt: Studer schnappte sich am Sonntag als frischgebackener Weltmeister das Saalmikrofon und setzte noch im Boxring zur Journalistenschelte an. Er teilte verbal gegen Ane Hebeisen aus, der es in einem Vorbericht am Donnerstag, dem 23. Dezember, gewagt hatte, den Wert eines «International Boxing Council»-Weltmeistertitels zu hinterfragen. Statt WM-Euphorie zu entfachen, hatte Hebeisen Studers Manager Daniel Hartmann folgende Frage gestellt: «Wie erklärt man einem Boxunkundigen, weshalb die Nummer 91 des unabhängigen Rankings gegen die Nummer 238 um einen Weltmeisterschaftstitel kämpfen kann?»

Nach dem frostigen Gespräch im Gym der «Boxing Kings» im Berner Liebefeld wollte Hartmann gemäss «Berner Bär» verhindern, dass Hebeisen auch während des Kampfes für den «Bund» berichten würde. Was Hebeisen dazu bewegte, beim Verband anzurufen und sich zu beschweren. Schlussendlich sass Hebeisen am Ring, wo er erst einen stark kämpfenden Studer und dann einen laut schimpfenden Studer sah. Die Folge: Im «Bund» erschien zwar ein Artikel über den Kampf, doch Zitate des Boxers und seiner Betreuer fehlten - Hebeisen war die Lust an einem Gespräch scheinbar vergangen.

Dafür fand sich neben dem Artikel ein Kasten mit der Überschrift «In eigener Sache». Darin teilte die Redaktion mit: «`Boxing Kings`-Manager Daniel Hartmann versuchte die Berichterstattung des `Bund` wiederholt zu beeinflussen. Da dies auch gestern der Fall war, finden sich im Text keine Stimmen der Protagonisten zum Kampf. Die Redaktion hat in der Folge beschlossen, Berichte über diesen Boxstall bis auf weiteres auf ein nötiges Minimum zu beschränken. `Der Bund` bedauert - gerade im Hinblick auf die betroffenen Boxerinnen und Boxer - diesen Schritt sehr. Doch ein professionelles und unabhängiges Arbeiten ist unter diesen Umständen nicht mehr gewährleistet.»

Dass es Studer eigentlich gut mit den Journalisten kann, bewies er noch am Abend seines WM-Kampfes, traf er sich doch mit Jean-Claude Galli von der Gratiszeitung «Berner Bär» zum privaten Fondue-Chinoise-Plausch. Allerdings drohte auch dieses Beieinandersitzen kurz zu eskalieren, wie in der Dienstag-Ausgabe des «Berner Bär» steht. Der Reporter hat nämlich den Boxer prompt zu einem «kleinen Kämpfchen» herausgefordert, wie er in seinem Artikel schreibt. «I tue aber de nume aatüüsche», habe ihm Studer geantwortet. Jene Boxfans, die künftig gerne wieder mehr Zitate von Studer in der Zeitung lesen möchten, sind ihm gewiss dankbar.