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Sonntag
22.08.2004

Die Informationspanne um die Lungenkrankheit Sars hat die chinesischen Behörden nachhaltig aufgerüttelt und zu einem Umdenken gezwungen. Journalisten sollen künftig von Regierungssprechern im Reich der Mitte als «Herausforderer» betrachtet werden, wird Wang Guoqing, Vizedirektor des staatlichen Informationsbüros in der Online-Ausgabe der «Financial Times Deutschland» (FTD) am Wochenende zitiert. Früher galten Journalisten als «Untergebene, Schüler, Freunde oder gar Feinde».

Heute wolle Chinas Führung auch die eigene Bevölkerung mit Argumenten überzeugen. «Der Staat legt Wert darauf, dass Informationen öffentlich und transparent sind und dass die Öffentlichkeit mehr Rechte auf Mitsprache und Wissen hat», formulierte es Wang Xingming, Personalleiter des «Informationsbüros des Staatsrates».

Alle Regierungsstellen seien nun aufgerufen, Pressestellen einzurichten. Das staatliche Informationsbüro, das der Regierung unterstellt und mit der Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei vernetzt ist, organisiert seit dem vergangenen September Schulungen für Pressesprecher in Ministerien und Ämtern auf Zentral- und Provinzebene. Mehr als 200 Personen wurden laut chinesischen Medienberichten ausgebildet. «Die neue Politik schafft erstmals Gerechtigkeit beim Zugang zu Quellen», wird Doris Fischer von der Universität Duisburg in der Zeitung zitiert. «Das sagt aber nichts darüber aus, wie viele Informationen tatsächlich freigegeben werden.» Auch chinesische Wissenschaftler fordern deshalb ein Mediengesetz, das Regierungsstellen zur Offenlegung ihrer Politik verpflichtet - und Journalisten vor Repressionen schützt.